Eine Betrachtung von Matthias Gretzschel
Manchmal ist ein echtes Bild auf einmal falsch. Gemeint sind nicht etwa Fälschungen, sondern das, was Kunsthistoriker als Abschreibungen bezeichnen. Prominentes Beispiel ist Rembrandts "Mann mit dem Goldhelm", den die Berliner Gemäldegalerie 1897 erworben hat. Für Generationen von Museumsbesuchern war dieses prächtige Porträt der Inbegriff eines Rembrandt-Bildes - bis Experten des Rembrandt Research Projects feststellten, dass es nicht Rembrandt, sondern wahrscheinlich ein Maler Namens Johann Ulrich Mayr schuf. Mayr statt Rembrandt, für die Berliner war das ein schwerer Schlag.
Manchmal bekommt das Werk des Niederländers aber auch unverhofften Zuwachs. So gaben die Kunstforscher am Freitag offiziell bekannt, dass es sich bei dem bisher unbekannten Schöpfer eines Porträts "Alter Mann mit Bart" um ein Rembrandt-Gemälde handelt. Zuschreibung nennt man so etwas, was am Bild zwar nichts ändert, wohl aber an seiner Aura. Auch eine Zuschreibung muss nicht für ewig gelten, denn womöglich revidieren die Forscher in 20 Jahren die Meinung ihrer Vorgänger. Schon deshalb sollten wir uns nicht irritieren lassen und Rembrandt Rembrandt sein lassen, selbst wenn vielleicht ein anderer den Pinsel geführt haben könnte. Dazu passt die Erkenntnis des Kunsthistoriker Werner Busch, der einmal schrieb: "Es gibt Rembrandt-Bilder, die sind rembrandtscher als Rembrandt selbst." Na also!