Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Brille abgelegt - und redet sich um sein Comeback in der Politik

Guttenberg ist wieder da. Zwar noch nicht ganz, aber im Anmarsch. Wer es nicht schwarz auf weiß lesen würde, glaubte den Bildern nicht. Denn Guttenberg ist nicht der Alte. Nicht wiederzuerkennen. Ohne Brille und ohne Gel im Haar. Ein Image-Wandel? Eine Ausstrahlungskorrektur? Wie Guido Westerwelle, der jetzt eine dunkle Brille sichtbar trägt und keine goldene 18 unter der Schuhsohle? Nein, Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, den es auch zurück in die Heimat zieht, obwohl er doch kaum erst weg war, hatte in den USA eine reizende indische Ärztin kennengelernt, die festgestellt hat, "dass ich ohne Brille vollkommen ausreichend sehe".

Erst habe er sieben oder acht Jahre unnötigerweise eine Brille getragen. Die seine Frau, notabene, übrigens anders als die reizende indische Augenärztin, reizender fand. Die Brille habe er wegen der "Familiengeschichte über die Jahrhunderte" tragen müssen. Denn diese Tradition habe dazu geführt, "dass ich auf dem linken Auge extrem kurzsichtig bin und auf dem rechten relativ weitsichtig". Klingt wie ein CSU-bedingtes Augenleiden, nicht wahr, ist aber nach seinem Rücktritt besser geworden, sodass ihn die indische Ärztin von der Brille befreien konnte. Jetzt erkennt man ihn zwar nicht, dafür sieht er aber klarer und anderen wieder direkt in die Augen.

Auch über seine Dissertation sieht er klarer. Giovanni di Lorenzo hielt ihm im Buchinterview, das Guttenberg unbedingt noch vor Weihnachten auf den Markt schleudern wollte, 1218 Plagiatsfragmente aus 135 Quellen auf 371 von 393 Seiten vor. Und wie antwortete der hellsichtig Gewordene? Wie ein ertappter Schwerenöter, den seine Frau in der Besenkammer erwischt hat und der dann in Roger-Cicero-Manier singt: "Du, ich muss ein solcher Idiot gewesen sein, dich mit diesem Flittchen zu betrügen."

Betrug? Plagiat? Keineswegs: "Das fatale Ergebnis einer chaotischen und ungeordneten Arbeitsweise. Das ist für mich ganz wichtig, weil es auch etwas mit der eigenen Ehre zu tun hat." So schwadroniert Guttenberg.

Wenn er hätte täuschen wollen, wäre er klüger zu Werke gegangen. "Wenn der Mann einen Rest an Intelligenz hat, dann hätte er anders getäuscht", so hätten Guttenbergs wohlmeinende Kritiker gesagt. Ja, lieber dumm gelaufen als klug betrogen.

Einen "ungeheuerlichen Fehler" gibt er zu. Auf mehr als 80 Datenträgern habe er seine Quellen verzettelt, bis er nicht mehr ein noch aus wusste. Ein solcher Konfusius, so viel ist klar, muss zurück in die große Politik. Am besten als Finanzminister.