Schulsenator Rabe: Bessere Chancen für Schüler ohne Abschluss. Ziel ist, dass Jugendliche möglichst schnell dualen Ausbildungsplatz erhalten.

Hamburg. Für den Praktiker ist die weithin unbemerkt gebliebene Reform der beruflichen Bildung "schon jetzt ein Erfolgsmodell". Ernst Lund, Leiter der Staatlichen Gewerbeschule Bautechnik in Bergedorf, spricht von der neuen Ausbildungsvorbereitung für Schüler , die meist keinen Hauptschulabschluss und damit keine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben.

"Derzeit sind bei uns 137 Schüler in der Ausbildungsvorbereitung, die meisten von ihnen haben einen Praktikumsplatz gefunden", sagt Lund. In Bergedorf kooperieren vier Berufs- und fünf Stadtteilschulen. Schon vor den Sommerferien hatte es erste Gespräche mit den künftigen Berufsschülern und deren Eltern gegeben. Früher ging zwischen allgemein- und berufsbildender Schule mancher Schüler "verloren", weil niemand sich zuständig fühlte. Keiner soll mehr durchs Rost fallen.

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Das Modell Ausbildungsvorbereitung, das die Warteschleifen in Berufsfachschulen ersetzen soll, ist einfach: An zwei Tagen der Woche lernen die Jugendlichen in der Berufsschule, an drei Tagen absolvieren sie ihr Praktikum im Betrieb. "Rund 1500 Betriebe machen mit", sagt Rainer Schulz, Geschäftsführer des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung (HIBB).

Das Ziel ist, dass die Jugendlichen möglichst schnell einen dualen Ausbildungsplatz erhalten. Ein Modellprojekt hatte gezeigt: Die Quote des Übergangs in die duale Ausbildung hat sich mehr als verdoppelt. Hatten früher zwischen acht und 15 Prozent der Schüler nach einem Jahr einen Ausbildungsplatz, so sind es jetzt mehr als 40 Prozent.

Derzeit sind 2073 Jugendliche in der Ausbildungsvorbereitung. Um zum Beispiel zu verhindern, dass sie abspringen, sind 60 Sozialpädagogen als Berufsbegleiter eingestellt worden. Das Projekt wird mit neun Millionen Euro für 2011 und 2012 aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert, soll dann aus dem Landesetat finanziert werden.

Die Reform umfasst für leistungsstarke Realschüler das Angebot, parallel zur Berufsausbildung die Fachhochschulreife zu erlangen. Schulsenator Ties Rabe (SPD) betonte, dass alle Fraktionen der Bürgerschaft das neue Konzept vor einem Jahr beschlossen hätten. Handels- und Handwerkskammer unterstützen die Reform. "Wir haben für alle Jugendlichen Platz. Keiner muss verloren gehen", sagte Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz.