Eine Glosse von Thomas Andre

Fühlen Sie sich auch so postheroisch heute? Keine Lust, heldenhaft die Dinge anzugehen? Könnte sein, dass Sie in die postdramatische Lebensphase eingetreten sind. In der bewältigt man den Alltag nicht mehr in fünf Akten. Das Drehbuch für den Einakter lautet: rumkriegen, den ganzen Mist. Morgen ist ein neuer Tag.

An dem Sie sich unter Umständen genauso postpolitisch fühlen wie heute. Ist doch alles dieselbe Leier! Der Euro muss gerettet werden, das christliche Abendland und überhaupt. Die Wirtschaft muss laufen. Wohlstand für alle. Ganz schön postidealistisch, oder nicht? Und postkreativ.

Kein Wunder, dass die Jungen, die doch eigentlich unsere Gesellschaft voranbringen sollen, längst schon postoptimistisch sind! Sogar die Frauen glauben an gar nix mehr, Postfeministinnen, die sie sind. Manche von ihnen sind dazu noch postmaterialistisch. Das bedeutet, dass sie den Frust, den ihnen der Geschlechterkampf bereitet, nicht mehr mit dem Kauf eines neuen Paars Schuhe bewältigen können. Schade.

Wir haben es schon schwer, wir Postmodernen. Wir sind ganz weit draußen, über alles hinaus und immer zu spät dran. Wo andere noch wie weiland Siegfried Drachentöter spielten, ihr Leben zu einem fortwährenden Lustspiel oder einer tapfer ertragenen Tragödie stilisierten, wo andere wussten, wo der Feind steht und stets an das Gute glaubten, ist uns immer nur fad. Aber wahrscheinlich ist bald eh alles postpost. Dann steht wieder alles auf null, und wir lesen lachend den Tau auf, während die Sonne eines neuen Zeitalters lacht.