Eine Glosse von Tino Lange

Der Kollege schwärmt immer noch vom Konzert der Retro-Rocker Rival Sons aus Los Angeles, von der Band an sich und überhaupt: "Hier, hör dir mal das aktuelle Album an. Wahnsinnsteil." Ich höre und gehorche. Ein Durchlauf während der Arbeit, leise mit Kopfhörer. "Ja. Geht so. Danke. Gibt mir nix." Ich ernte ein verständnisloses Kopfschütteln.

Nach Feierabend geht es zum Stamm-Currywurstbrater in Barmbek. Der Chef wendet die Fritten in der Salzschale und fragt nebenbei: "Kennst du eigentlich die Rival Sons?" Was ist denn hier los, können die mich nicht mal mit dieser Band in Ruhe lassen? Ich spule innerlich das Band des am Tag Gesagten zurück und drücke auf Wiedergabe: "Ja. Geht so. Danke. Gibt mir nix."

Der Chef hält inne, geht nach hinten und kommt mit einer CD zurück: "Hier, du hörst dir das noch mal an und schiebst mir die CD bei Gelegenheit unter der Tür durch." Und das mit einem Blick, als solle ich gleich frittiert werden. Besser gehorchen.

Am nächsten Morgen werden die Rival Sons mit auf die Joggingrunde genommen. Die Sonne geht auf, Atemschwaden wabern aus dem Hals wie Bühnennebel. Und dann: Bamm! "Pressure And Time", "White Noise", "Burn Down Los Angeles" und all die anderen Hommagen an Led Zeppelin, Doors und Steppenwolf - plötzlich knallen sie, treiben über die Kilometer wie der Leibhaftige. Wahnsinnsteil! Denn: Musik ist nur gut, wenn sie laut ist. Und wenn nichts mehr geht, dann läuft's mit Currywurst. Das wusste schließlich schon der Grönemeyer.