Hamburg. Im Fall der umstrittenen Beschäftigungspraxis hat die Staatsanwaltschaft ungewöhnlich schnell die Ermittlungen gegen Verantwortliche der Ev.-Luth. Diakonissenanstalt Alten Eichen aufgenommen. "Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Beschuldigte wegen des Verdachts der Hinterziehung von Sozialbeiträgen eingeleitet", sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Bei den Beschuldigten handelt es sich um die beiden Vorstände Pastor Torsten Schweda und Ralf Giese. Der Vorstandsvorsitzende Schweda hat die Vorwürfe bislang stets bestritten.

Erst Anfang der Woche hatte die Gewerkschaft Ver.di Strafanzeige erstattet. Sie hatte es als "Schwarzarbeit" kritisiert, dass Pfleger, die auf 400-Euro-Basis beschäftigt werden, für dieselbe Tätigkeit zusätzlich Aufwandsentschädigungen erhalten. Ver.di moniert auch, dass Alten Eichen über eine eigene Leiharbeitsfirma Lohndumping betreiben würde. Landespastorin Annegrethe Stoltenberg, Leiterin des Diakonischen Werks Hamburg, sagte im Abendblatt-Interview, dass Zeitarbeit nicht für Lohnabsenkung genutzt werden dürfe. Eine weitere Äußerung von ihr, dass die Diakonie in Hamburg der einzig verbliebene Wohlfahrtsverband sei, "der flächendeckend nach Tarif oder tarifähnlichen Arbeitsverträgen bezahlt", löste bei der Caritas heftige Kritik aus. Die Caritas-Mitarbeiter werden laut Direktor Peter Laschinski "ausschließlich nach Tarif bezahlt. Wir mischen uns in die Vorgänge bei der Diakonie nicht ein. Dennoch müssen Aussagen zu anderen Wohlfahrtsverbänden korrekt sein und dürfen diese nicht diskreditieren."