Kirche bezeichnet Ortswahl für den Festgottesdienst als “Geste“ an die Hansestadt

Hamburg. Vergangene Woche hat Kirsten Fehrs, 50, ihr neues Amt in der Bischofskanzlei an der Esplanade angetreten, jetzt bekommt sie auch den kirchlichen Segen. Morgen wird die Theologin mit einem Festgottesdienst als evangelische Bischöfin für Hamburg und Lübeck eingeführt - im Lübecker Dom. Lübeck?

Die Ortswahl habe bei Hamburgern zunächst Befremden ausgelöst, dann hätten die meisten aber positiv reagiert, heißt es bei der Nordelbischen Kirche. Tatsächlich steckt dahinter der Versuch, eine Balance zu finden im schwierigen Verhältnis zwischen den beiden ungleichen Sprengel-Schwestern: auf der einen Seite die Metropole Hamburg, auf der anderen Seite die stolze Hansestadt Lübeck und die ländlichen Regionen im Lauenburgischen. "Dass der geistliche Auftakt jetzt dort stattfindet, ist eine Geste an Lübeck", sagt der stellvertretende Sprecher der Nordelbischen Kirche, Mathias Benckert.

Die Lübecker fühlen sich schon länger benachteiligt. Während des Bischofswahlkampfs um die Nachfolge von Maria Jepsen, die im Juli 2010 im Zuge einer Missbrauchsaffäre zurückgetreten war, hatten sie schon gemurrt, weil alle Termine inklusive der Wahlsynode am 17. Juni in Hamburg geplant waren. Dazu kommt Grundsätzliches: Die stolze Hanse-Schwester hatte bei der letzten nordelbischen Reform den Bischofssitz verloren, und auch bei der geplanten Fusion zur Nordkirche bekommt sie keine der repräsentativen Kirchen-Institutionen ab. Ein Signal also, diese Ortswahl. Allerdings hört man in Kirchenkreisen auch, dass zunächst schlicht ein Zeitproblem der Grund für den Auszug aus Hamburg war. Der Michel, seit den 70er-Jahren Bischofskirche, sei am ersten Adventswochenende schon ausgebucht gewesen, heißt es.

Eingeführt wird die neue Bischöfin, die für etwa 900 000 Kirchenmitglieder zuständig ist, vom Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich in seiner Funktion als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelischen-Lutherischen Kirche Deutschlands. Der feierliche Gottesdienst beginnt um 15 Uhr. Sprechen werden unter anderen Erzbischof Werner Thissen, Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) und der schleswig-holsteinische Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP). 1200 Besucher werden erwartet.