Fast 100 Filialen der Innungsbäckereien verteilen in den nächsten Tagen Brottüten mit Hinweisen auf Beratungsstellen.

Hamburg. "Gewalt kommt nicht in die Tüte" - unter diesem Motto wurde gestern eine Kampagne, die sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen wendet, gestartet. Fast 100 Filialen der Hamburger Innungsbäckereien verteilen in den nächsten Tagen Brottüten, die mit Notrufnummern und Hinweisen auf Beratungsstellen für Opfer körperlicher und sexueller Gewalt bedruckt sind. Unterstützt wird die Aktion unter anderem von der Polizei und der Sozialbehörde. Die Schirmherrschaft hat die neue Bischöfin Kirsten Fehrs übernommen.

"Es ist wirklich pfiffig, dass man beim Gang zum Bäcker unter der Hand Hilfe angeboten bekommt", so Fehrs. Vor allem häusliche Gewalt werde zu oft verdrängt. Die Opfer seien beschämt und fühlten sich schuldig, sodass sie sich nicht trauten, Hilfe zu suchen. "Wir wollen die Hamburger Gesellschaft für das Thema sensibilisieren", sagte Gleichstellungssenatorin Jana Schiedek (SPD). Denn jede zweite bis dritte Frau habe ab ihrem 16. Lebensjahr schon mal eine Form von Gewalt erlebt. "Solche Vorfälle ziehen sich durch alle gesellschaftlichen Schichten."

Bis morgen werden 100 000 Menschen eine der bedruckten Brötchentüten entgegengenommen haben. Diese sollen zum Schutz und zur Aufklärung dienen, damit auch Angehörige oder Nachbarn nicht länger wegschauen, wenn sie Gewalt vermuten. "Beziehungsgewalt ist keine Privatsache, sondern ein kriminelles Vergehen", so Polizeivizepräsident Reinhard Fallak. Die Notrufnummer 0171/633 25 03 ist rund um die Uhr zu erreichen.