Ein Kommentar von Joachim Mischke

Gibt es unpolitische Musik? Wäre sie dann automatisch harmlos? Und falls nicht, wie geht man dann mit ihr um, mit ihren Schöpfern, deren Zielen, ihren Wirkungen? Komplexe Fragen, die spätestens Ende dieser Woche zum Nachdenken auffordern sollten. Denn an diesem Freitag wird auf Kampnagel der Trickfilmklassiker "Die Abenteuer des Prinzen Achmed" gezeigt, ein wunderbares Kino-Meisterwerk von 1926, die Begleitmusik spielt das NDR Sinfonieorchester.

Komponiert hat sie Wolfgang Zeller (1893-1967). Jener Wolfgang Zeller, der sich Jahre später, in den tausend Jahren ab 1933 hocharbeiten sollte. Von ihm stammt unter anderem die Filmmusik zum Hetz-Machwerk "Jud Süß" (1940). Im Programmheft steht dazu nur: "Als einer der wichtigsten Filmmusikkomponisten der NS-Zeit sollte Zeller später zu zweifelhaftem Ruhm gelangen."

Als die Staatsoper mit "Palestrina" ein Hauptwerk des Dritte-Reich-Anpassers Pfitzner aufführte, gab es Begleitveranstaltungen, um dem Aufklärungs- und Diskussionsbedarf halbwegs gerecht zu werden. Ein Satz zu Zellers Diktaturkarriere ist zu wenig. Problematische Künstlerbiografien - Strauss und Furtwängler wären nur zwei Beispiele aus jener Zeit - sind großartige Anlässe, um zu unbequemen Fragen erhellende Antworten zu finden. Selbst bei einem so harmlosen Anlass wie diesem poetischen Märchenfilm nach Motiven aus "1001 Nacht". Erst recht dort.