Das Turbo-Abitur hemmt die Kreativität der Schüler. Hobbys fallen weg, Depressionen nehmen zu

Im Jahre 2010 haben auch in Hamburg die ersten Schüler ihr Abitur nach zwölf Jahren gemacht. Die Politiker erhoffen sich vom "Turbo-Abitur" (G8), dass die Menschen früher anfangen zu arbeiten und somit auch früher Geld in die Rentenkasse einzahlen können. Außerdem meinen sie, man könne das deutsche Schulsystem verbessern, indem man ein für alle Bundesländer gleiches Konzept entwickelt. Als Letztes wird noch behauptet, die deutschen Akademiker seien, im Vergleich zu denen aus anderen Ländern, zu alt. Dadurch, dass nun ein Jahr Schule wegfalle, könne man dieses Problem lösen.

Doch die Politiker machen sich leider überhaupt nicht klar, was das G8 für Schüler, Eltern und Lehrer in Wirklichkeit bedeutet: Denn nun wird derselbe Schulstoff in acht statt in neun Jahren gelehrt. Dies bedeutet eine Erhöhung der Schulstundenzahl pro Woche, eine Verlagerung des Unterrichtsstoffes auf die Hausaufgaben und eine Verringerung der Wiederholungsphasen. Diese Veränderungen sind fatal, denn die Schüler haben dadurch deutlich weniger Freizeit, sodass sie nicht selten Hobbys aufgeben müssen.

Doch nicht nur das. Da die Themen in der Schule nur sehr kurz behandelt und kaum wiederholt werden, kommen viele Schüler nicht mehr mit. Dies führt dazu, dass sie sich entweder komplett verweigern oder ihre Eltern für sie den Nachhilfelehrer geben müssen. Auch die Lehrer stehen einem Dilemma gegenüber, denn sie sehen sich nun vor der Entscheidung: Entweder ich lasse Unterrichtsstoff aus und riskiere Ärger mit der Schulleitung, oder ich setze die Schüler unter zu hohen Druck und habe nun Ärger mit den Eltern. Der Stress führt sogar dazu, dass kranke Schüler zur Schule kommen, aus Angst, den Stoff zu verpassen.

Wenn man die gesamten Schulstunden (etwa 35) plus Hausaufgaben (1,5 Stunden pro Tag) zusammenrechnet, kommt man auf über 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche - mehr als viele Erwachsene arbeiten.

Es ist einfach unverantwortlich, Kinder schon vor dem Berufsleben einer so hohen Belastung auszusetzen. So gibt es mittlerweile Kinder, die an sogenannten ,,Erwachsenenkrankheiten", wie zum Beispiel Depressionen oder einem Burn-out-Syndrom, leiden. Hinzu kommt noch, dass die Argumente der Politiker nicht unbedingt sinnvoll sind.

Das Argument, dass die deutschen Akademiker zu alt seien, ist schwach, da es für Deutschland nicht wichtig ist. Für Deutschland ist es viel wichtiger, dass es Leute gibt, die kreative Ideen haben. Denn Deutschland zeichnet sich durch qualitativ hochwertige Produkte aus und nicht durch billige Fließbandarbeit. Beim G8 aber kommt die Kreativität zu kurz.

G8 in dieser Form macht die Kindheit der Schüler zunichte. Deshalb wäre es sinnvoll, auf das G8 zu verzichten oder den entsprechenden Schulstoff zusammenzukürzen.

Luca Bröckel und Peer v. Tippelskirch, 9e, Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer