Das Herzstück der Innenstadt soll umgestaltet werden. Kunst und Cafés statt Buden und Busse. Stimmen Sie hier ab, was Sie am schönsten fänden.

Hamburg. "Die Autos sind verbannt, und die Berufstätigen können ab sofort in der Mittagspause die Schönheit der Stadt betrachten." Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) am 11. Mai 1982 den umgebauten Rathausmarkt. 30 Jahre später gibt es jetzt Pläne, Hamburgs zentralen Platz neu zu gestalten.

Nach 35 Monaten Bauzeit sowie heftigen Auseinandersetzungen um die Kosten von 35 Millionen Mark und die rötlichen Granitplatten rief Dohnanyi den rund 15 000 Hamburgern damals zu: "Wir sollten jetzt den Streit begraben - dieser Platz spricht für sich. Möge der neue Rathausmarkt immer ein Platz des Friedens in unserer Stadt sein." Und der damalige SPD-Bausenator Volker Lange forderte die Besucher auf: "Dies ist Ihr Platz. Nehmen Sie ihn in Besitz!"

Das taten die Hamburger. Aus dem ehemaligen Verkehrsknotenpunkt, auf dem bis 1978 noch die Straßenbahn gefahren war, wurde ein Ort der Begegnung mit Raum für Konzert und Freiluft-Kino, Weinfest und Weihnachtsmarkt. Und ein Platz mit Bäumen und Pavillons zum Verweilen, auf dem lediglich noch Busse verkehren.

+++ Baumfreie Zone vor dem Rathaus +++

Geht es nach der Handelskammer, werden Bäume, Busse und Pavillons zukünftig ebenfalls vom Rathausmarkt verschwinden. Stattdessen soll die Fläche "zu einem freien, wahrnehmbaren Platz" gemacht werden. "Der Rathausmarkt ist das Herzstück der Innenstadt, er muss dieser Rolle viel stärker gerecht werden", heißt es in dem Standpunktpapier "Die Welt zu Gast in Hamburg - eine 10-Jahres-Strategie für den Hamburg-Tourismus". Dieses will die Handelskammer am Donnerstag präsentieren, der neu gestaltete Platz vor dem Rathaus ist dabei ein zentraler Punkt.

Im Einzelnen sehen die Pläne der Kammer Folgendes vor.

Gastronomie: Statt der Verkaufskioske und der Busspuren sollen am Nordrand des Platzes in die Gebäude gastronomische Betriebe einziehen, die im Sommer genügend Außenplätze für die Gäste zur Verfügung stellen. Bei traditionellen Veranstaltungen (Weinfest) können diese Sitzgelegenheiten problemlos entfernt werden.

Attraktion: Im Zentrum des Platzes soll eine bauliche Attraktion errichtet werden - ein Brunnen, eine überdimensionale Weltkugel oder ein Kunstwerk. "Hierfür könnte ein öffentlicher Ideenwettbewerb ausgelobt werden", heißt es in dem Strategiepapier.

Alstertreppe: Die Treppen zum Alsterlauf, die bereits ein beliebter Treffpunkt sind, sollen "im Zuge der Umgestaltung eine Aufwertung erfahren".

Tourismusinformation: An der Nordostseite des Platzes soll eine repräsentative Tourismusinformation eingerichtet werden. Diesen Ort für Auskünfte, Ticketverkauf für Konzerte, Musicals oder Hafenrundfahrten sowie Restauranttipps in zentraler Lage hält die Handelskammer - neben den Info-Stellen an Flughafen, Hauptbahnhof oder den Landungsbrücken - für "dringlich erforderlich".

Hamburg-Kino: In den neu gestalteten Räumen der Tourismusinformation könnte nach den Plänen der Kammer ein privat betriebenes "vierdimensionales" Kino errichtet werden. In beweglichen Sitzen könnten die Besucher einen Sightseeing-Flug über Hamburg genießen. Zum Film in 3-D-Qualität kämen Sound- und Wasser-Effekte. "Informationen über Hamburg werden so mit einem Flug-Erlebnis, dem Spüren des Windes im Hafen oder der Gischt der Alsterfontäne kombiniert."

Partner: Außerdem sollen die touristischen Partnerregionen Hamburgs - Metropolregion, Hansestädte, Berlin sowie die Öresund-Region - in die Tourismusinformation integriert werden. Dort sind dann Ausflüge, Verbundpakete und Transfers buchbar. Im Gegenzug soll Hamburg die gleichen Möglichkeiten bei den Partnerregionen erhalten.

Nach Ansicht der Handelskammer, welche die Pläne bereits Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter vorgestellt hat, nutzt die Stadt ihren prominentesten Platz bisher nicht optimal. Er könne eine Rolle als "Herz der Stadt" einnehmen, wie es andere europäische Großstädte wie Madrid, Rom oder Brüssel bereits haben. Der Rathausmarkt könne aufgrund seiner Lagegunst und städtebaulichen Prägung dieser Rolle wohl gerecht werden, heißt es in dem Papier. "Er muss daher zur 'Guten Stube' des Hamburg-Tourismus werden."

Die Neugestaltung des Rathausmarktes ist Teil eines Handlungskatalogs, mit dem die Handelskammer Hamburgs Anteile am nationalen touristischen Markt sichern und die Potenziale der Stadt ausschöpfen will. Dabei geht es vor allem darum, "ein überdurchschnittliches Wachstum im internationalen Bereich" zu erzielen, also die Besucherzahlen aus Europa und Übersee zu steigern. "Die touristischen Angebote und Infrastrukturen müssen wesentlich stärker auf die Bedürfnisse ausländischer Gäste abgestimmt werden. Tourismusunternehmen müssen sich verstärkt auf internationale Kundschaft einstellen und kulturelle Besonderheiten berücksichtigen."