Das neun Monate alte Baby hatte gebrochene Knochen an Armen und Beinen. Mutter brachte es ins Krankenhaus. Jetzt muss sie vor Gericht.

Hamburg. Sie ist ein Baby, gerade neun Monate alt, vollkommen wehrlos, schutzlos, auf Fürsorge angewiesen. Doch die kleine Desina (Name geändert) hat massive Gewalt erfahren. Sechs Knochenbrüche an Armen und Beinen wurden von Ärzten bei dem Mädchen festgestellt, einer frisch, die anderen mehrere Wochen alt, als der Säugling am 4. Oktober vergangenen Jahres von seiner Mutter ins Krankenhaus gebracht wurde. Das Baby sei aus dem Bett gefallen, gab Luminita C. seinerzeit als Ursache für die Verletzungen an.

Doch das ist ausgeschlossen. So kann es nicht gewesen sein. Der Knochen eines Säuglings bricht nicht so leicht. Deshalb muss sich die 23 Jahre alte Mutter jetzt vor dem Amtsgericht verantworten. Der zierlichen Frau wird vorgeworfen, für die schweren Misshandlungen ihrer Tochter verantwortlich zu sein. Laut Anklage hat Luminita C. das Baby entweder selber gewalttätig traktiert oder zumindest massive Übergriffe durch andere geduldet.

Zu den Vorwürfen mag die Angeklagte nichts sagen. Etwas schwerfällig hat Luminita C. auf ihrem Stuhl im Gerichtssaal Platz genommen. Ihr Bauch ist deutlich gewölbt, in zwei Wochen soll ihr zweites Kind zur Welt kommen. Welche Zukunft erwartet dieses Baby? Zumindest an Desina hat die 23-Jährige offenbar wenig Interesse. Als das Kind nach Bekanntwerden der Verletzungen in ein Kinderschutzhaus kam, hätte sie es dreimal wöchentlich besuchen können. "Die Kontakte waren aber nur ganz unregelmäßig", berichtet eine Sozialpädagogin, die jetzt Desinas Vormund ist, vor Gericht. Inzwischen wurde eine Pflegefamilie für das Baby gefunden.

Wie massiv das Kind misshandelt worden sein muss, erklärt eine Gerichtsmedizinerin. Weil die Knochen eines Säuglings relativ elastisch seien, müsse man "den Willen haben", zu brechen, ähnlich wie bei einem Stück Holz, so die Sachverständige. In der Gerichtsmedizin würden jährlich etwa 350 Kinder untersucht, es komme vor, dass es Kinder mit einem oder zwei Knochenbrüchen gebe. "Aber sechs Frakturen, wie in diesem Fall, habe ich in den letzten Jahren nicht gesehen." Der Prozess wird fortgesetzt.