Eine Chartsbetrachtung von Kai-Hinrich Renner

Wir Journalisten lieben ja nichts so sehr, wie Sie, liebe Leser, zu überraschen. In dieser Hinsicht ganz besonders hervorgetan haben sich gestern die hoch geschätzten Kollegen des Online-Branchendienstes "Meedia". Sie titelten: ",Wall-E' schlägt ,Tatort'". Das ist insofern überraschend, als jeder, der sich halbwegs mit TV-Quoten auskennt, weiß, dass nichts und niemand am Sonntagabend den "Tatort" schlägt.

Schaut man sich die Quoten an, stellt man fest, dass tatsächlich der "Tatort" mit großem Abstand an der Spitze liegt. "Wall-E" folgt - nicht auf Platz zwei, den belegt eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung, nicht auf Rang drei, dort steht die "Tagesschau", nicht auf Platz vier, hier rangiert "Terra X" mit Hape Kerkeling, nicht auf Platz fünf, hier finden wir das "heute-journal", nicht auf Platz sechs, den hat die Talkshow von Günther Jauch inne, und auch nicht auf Platz sieben, der "RTL Aktuell" gehört, dafür aber: auf Platz acht. Auf stolze 4,38 Millionen Zuschauer kam der Film.

Gut, den "Tatort" sahen 9,3 Millionen Menschen, aber in irgendeiner Kategorie wird "Wall-E" die Krimireihe doch geschlagen haben. Oder, liebe "Meedia"-Kollegen, was sagt Ihr? Bei den jungen und dynamischen 14- bis 49-Jährigen liege "Wall-E" vorn? Ach, so. Wir haben euch durchschaut: Eure putzige Meldung mit der launigen Headline sollte unter Beweis stellen, wie irrelevant diese angeblich so werberelevante Zielgruppe eigentlich ist.