Die aktuelle Diskussion über die Abgabe von nationalen Kompetenzen auf die europäische Ebene ist nicht nur sinnvoll, sondern notwendig und überfällig. Hätte es in Europa in den vergangenen elf Jahren eine vernünftig untereinander abgestimmte Wirtschaftspolitik gegeben, viele der heutigen Probleme wären dem alten Kontinent erspart geblieben. Stattdessen werkelte jedes Land für sich selbst, das Wohlergehen der gesamten Euro-Zone war zweitrangig. Nationale Egoismen standen im Vordergrund. Hauptsache, das eigene Land hatte Vorteile.

Die Quittung bekommt Europa jetzt präsentiert. Die vermeintlich Starken müssen den hoffnungslos überschuldeten Schwachen mit zig Milliarden Euro aushelfen. Ob die Geldinfusionen am Ende zur Genesung der sterbenskranken Patienten beitragen, ist dabei alles andere als sicher. Denn nicht nur die Schuldenberge müssen abgetragen werden. Länder wie Griechenland, Portugal oder Irland brauchen auch volkswirtschaftlich eine Perspektive. Womit wollen diese Länder künftig ihr Geld verdienen, ihren Wohlstand mehren? Schlüssige Antworten auf diese Fragen können die nationalen Regierungen alleine nicht geben.

Europa braucht endlich eine Wirtschafts- und Finanzpolitik aus einem Guss. Die nationalen Steuergesetze müssen ebenso wie die Sozialstandards angeglichen werden. Darüber hinaus muss es für jeden Euro-Staat ein mit den anderen Partnerländern abgestimmtes Wirtschaftskonzept für die nächsten zehn Jahre geben. Brüssel muss mehr Macht bekommen, eine Alternative dazu gibt es nicht.