In die faszinierende Welt der Wunder entführt die aktuelle Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen. Ich dachte bislang, ich sei als Theologin gewiss eine Expertin auf diesem Gebiet, beschäftige ich mich doch seit Jahren mit den Wundern des Glaubens.

Aber ich war überrascht, wie vielseitig die Mysterien und Wundererlebnisse auf Erden sind. Gezeigt werden Zauberstäbe von afrikanischen Medizinmännern, Wunderkerzen und christliche Reliquien, Wunder der Technik, Videoinstallationen und Kunstwerke rund um Geschehnisse, die verwundern. Besonders eindrücklich war für mich eine begehbare Holzkugel, in der 35 000 mit Glasfaserkabeln bestückte winzige Löcher die Sterne und Galaxien der nördlichen und südlichen Hemisphäre widerspiegeln.

Zu allen Zeiten haben Menschen von Wundern erzählt. Bis in unsere aufgeklärte Gegenwart hinein zeigt sich so, dass eben nicht alles mit den Mitteln der Vernunft zu erklären ist. Es gibt Dinge, die übertreffen alle Erwartungen und übersteigen die Grenzen unseres Verstehens. Wer von Wundern spricht oder an Wunder glaubt, der spürt auch etwas von der Unverfügbarkeit des Lebens: Ein Todkranker wird wieder gesund, ein Unfallopfer überlebt, ein gesundes Kind wird geboren, zwei Menschen verlieben sich, ein Sterbender nimmt getröstet und im Frieden Abschied von seinen Liebsten und legt sein Leben vertrauensvoll in Gottes Hand.

An diesem Sonntag feiern wir in den Kirchen den Ewigkeitssonntag und erinnern an das Wunder der Auferstehung Jesu. Er hat dem Tod die Macht genommen und jedes Leben und Sterben in den Horizont der Ewigkeit gestellt. In Gottesdiensten verlesen wir an diesem Tag die Namen der Verstorbenen, beten für sie und für die Trauernden und entzünden Kerzen als Zeichen der Hoffnung.

Was die wissenschaften- und kulturenübergreifende Ausstellung in den Deichtorhallen auf originelle Weise darstellt, erleben Christen ganz unmittelbar: Es gibt kein größeres Wunder, als von Gott behütet zu sein - in diesem Leben und in Ewigkeit.

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