Millenniums-Bambi für den Altkanzler. Von Lobesworten, die eine Nummer zu groß, und Auszeichnungen, die viel zu klein sind

Als Helmut Schmidt, der letzte und älteste noch rauchende Vulkan der deutschen Politik, am Donnerstagabend den Bambi entgegennahm (der Bambi ist, wie das Geld nach Bankerweisheit übrigens auch, ein scheues Reh), da bedankte er sich artig und mit der ihm eigenen knarzigen Zurückhaltung: Die Lobesworte, die er zu hören bekommen habe, erschienen ihm "eine Nummer zu groß".

Es klang aber aus dem Mund des abgeklärten Altkanzlers so, als wollte er eigentlich sagen, nicht die Worte seien eine Nummer zu groß, sondern eher der Bambi einige Nummern zu klein für ihn. Und da hat er recht, denn obwohl es für ihn der Millenniums-Bambi (im Zeitalter der inflationären Worte und Summen ein weiteres Mega-Wort) war, so teilte er ihn doch beispielsweise mit einem Künstler wie Bushido, der eher die Straßenköter-Version des Rappers darstellt. Schmidt hatte mit seinem Stolz, der aus der Bescheidenheit sprach, recht. Der Alte weiß mit Goethe: "Nur die Lumpe sind bescheiden." Und der Bambi ist, bei aller goldigen Reh-Äugigkeit, kein Friedensnobelpreis - noch dazu für einen Mann, der mit markigen Sätzen wie: "Er kann es!" künftige Kanzlerkandidaten salbt und segnet.

Mir fiel dazu die Geschichte ein, die Johannes Rau einst über den amtierenden Kanzler Schmidt kolportierte. Ich verdanke sie Eckart von Hirschhausen bei einem gemeinsamen Witz-Abend.

Also: Schmidt muss als Zeuge vor Gericht aussagen, wird nach seinem Beruf gefragt und antwortet: "Größter Weltökonom und bedeutendster Kanzler seit Bismarck." Anschließend, nach Ende der Zeugenaussage, fragt er seinen damaligen Regierungssprecher Klaus Bölling, wie denn sein, Schmidts, Auftritt vor Gericht gefallen habe. Der druckst ein bisschen verlegen und stammelt auch ein wenig, als er sagt, es sei ja schon alles sehr gut und schön gewesen, aber das mit dem Beruf, das sei ihm doch ein wenig übertrieben und zu dick aufgetragen gewesen.

Darauf schaut ihn der Kanzler mit seinem energischen Blick an, nickt und sagt: "Da haben Sie vollkommen recht. Das habe ich ebenso empfunden. Aber was sollte ich machen? Ich stand schließlich unter Eid!"