Seine Witwe will die legendäre Kiezkneipe weiterbetreiben

St. Pauli. Der Kiez trauert um eines seiner letzten Urgesteine. Hanne Kleine, Gründer und Betreiber des legendären Box-Lokals Ritze, ist tot. Er starb am frühen Freitagmorgen im Alter von 79 Jahren nach langem Krankenhausaufenthalt.

Kirsten Kleine, die Witwe des Ritze-Wirtes, sagte der Zeitung "Bild": "Ich bin endlos traurig, aber für ihn war es eine Erlösung. Er stand unter Morphium, konnte die Schmerzen nicht mehr aushalten." Hanne Kleine, dessen richtigen Vornamen (Hans-Joachim) nur wenige Freunde kannten, hatte die zurückliegenden Monate fast ununterbrochen im Krankenhaus verbracht. Er hatte gefährliche Keime im Körper. Zuletzt musste ihm ein Bein abgenommen werden. Trotzdem war er bis zuletzt optimistisch, es noch einmal an den Tresen der Boxer-Kneipe mit den weltbekannten gespreizten Frauenbeinen am Eingang schaffen zu können. Kirsten Kleine, 66, will die Wirtschaft an der Reeperbahn weiterbetreiben. Seit 1974 hatte Hanne Kleine die bei Touristen und Einheimischen beliebte Wirtschaft geführt. Später machte der ehemalige Mittelgewichtsboxer der DDR-Nationalmannschaft zudem einen Trainingsraum im Keller der Kneipe auf. Dort trainierten auch Boxprofis wie Henry Maske oder Dariusz Michalczewski. Vor großen Boxkämpfen in Hamburg trafen sich traditionell Zuhälter aus ganz Deutschland in der Ritze.

Nicht nur Kiezgrößen vertrauten Kleine ihre Geheimnisse an - er konnte Geheimnisse ebenso gut für sich behalten wie alte Geschichten aus den wilden Kiezzeiten zum Besten geben.

Und diese Zeiten gingen auch an der Ritze nicht spurlos vorbei. Immerhin zwei Kiezlegenden verloren in dem dunklen Lokal ihr Leben: Der Zuhälter Chinesen-Fritz wurde 1981 vom Barhocker geschossen, Boxer Stefan Hentschel erhängte sich 2006 an einem Sandsackhaken im Keller.

Das Lokal soll in den kommenden Tagen geöffnet bleiben. So hätte Hanne, da sind sich die Mitarbeiter sicher, es auch gewollt.