Disco-Stempel auf der Hand von Jugendlichen, das kannte ich schon lange. Aber neulich war ich doch etwas verblüfft. Ein Jugendlicher hatte kurzerhand eine Telefonnummer mit Kugelschreiber in seine Handfläche gekritzelt - einfach so auf die Haut.
Und dann sah ich es immer wieder: Schulaufgaben, Adressen, Uhrzeiten für Verabredungen ... - alles tragen sie mit sich herum, direkt in die Hand geschrieben.
Jesaja, der Prophet aus der Bibel, hatte diese Idee schon 700 Jahre vor Christus. Es heißt bei ihm: "Der eine sagt: Ich gehöre dem Herrn. Einer schreibt auf seine Hand: Für den Herrn." Da hat also jemand schon vor fast 3000 Jahren den Gedanken gehabt: Ich schreibe meinen Glauben einfach in meine Handfläche.
Manchmal denke ich: Ob Gott wohl auch etwas in seine Hand schreibt? Was dürfte für ihn so wichtig sein, dass er es ganz nah bei sich haben möchte? Vielleicht die ehernen Gesetze, die er der Welt und dem ganzen Kosmos gegeben hat? - Nein, ich glaube, da steht etwas anderes: die Namen all der Menschen, die er erschaffen hat!
Es ist wieder Jesaja, der mich auf diese Idee bringt: "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen", sagt Gott durch ihn, "weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und ich dich liebe."
Am Dienstag begehen wir Allerheiligen. Da feiern wir genau dies: Gott hat alle Menschen bei ihrem Namen gerufen. Nicht nur die großen, bekannten Gestalten - jeder und jede ist für die Schar der Heiligen erwählt. Am Abend des Allerheiligenfestes werden sich deshalb die Angehörigen der Verstorbenen des vergangenen Jahres in unserer Kirche versammeln: jeder einzelne Name der Toten wird laut vorgelesen.
Ein dazu gestelltes Licht soll sagen: Wen Gott in seine Hand geschrieben hat, den vergisst er nicht. Er gehört jetzt zur Schar der Heiligen. Dann bringt ein Messdiener eine letzte Kerze nach vorn: eine mehr, als wir Verstorbene gezählt haben.
Sie steht für all die Toten, an die Menschen sich erinnern, deren Namen aber nicht in der Kirche genannt wurden.
Sie steht auch für die Toten, an die Sie sich vielleicht zu Hause schmerzlich erinnern. Auch sie sind in Gottes Hand geschrieben.