Der Bezirk Nord will ehemaligen Leichenkeller kulturell nutzen; Anwohner stoppen das Projekt

Barmbek. Sträucher überwuchern den alten Backstein, Scheiben sind eingeschlagen, die Türen verschlossen. Still und heruntergekommen liegt die alte Pathologie an der Friedrichsberger Straße da. Es ist ein Gebäude mit makabrer Geschichte. Früher einmal wurden hier Leichen aufgebahrt. Heute, so der Wille des Bezirksamts Nord, soll hinter den schlierigen Fenstern ein kulturelles Nachbarschaftszentrum entstehen. Nach Jahren der Planung fingen im Frühjahr die Umbauarbeiten an. Schon einen Tag später lag das Projekt auf Eis: Anwohner des angrenzenden Wohnblocks legten Widerspruch ein - und haben inzwischen recht bekommen.

Seit mehr als fünf Jahren steht das kleine Gebäude leer. Obwohl nicht denkmalgeschützt, wurde es verschont, als große Teile des Allgemeinen Klinikums Eilbek abgerissen wurden. Auf dessen Gelände entsteht nun neben der Schön-Klinik das Neubaugebiet "Parkquartier". Die Schnittstelle zwischen altem und neuem Viertel ist die Friedrichsberger Straße. "Wir wollten an dieser Stelle etwas errichten, wo sich die Anwohner begegnen können", sagt Michael Bigdon, Baudezernent des Bezirksamts Nord.

Zwei Jahre lang arbeitete das Amt an der Idee. Das Ziel: kulturelle Veranstaltungen mit Gastronomie für die Bewohner eines Viertels, das sonst kaum Treffpunkte bietet. Im Jahr 2009 wurde das nach seiner alten Hausnummer im AK Eilbek "P40" genannte Projekt als zentraler Bestandteil ins Quartiersentwicklungskonzept aufgenommen. Kleine Theaterstücke, Ausstellungen, Musikauftritte waren geplant. Den Großteil der 658 000 Euro für den Umbau stellte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) bereit. Am 16. Februar dieses Jahres begannen die Arbeiten. Seit dem 17. ruhen sie.

Der Grund: Eine angrenzende Baugemeinschaft hatte im Eilverfahren Widerspruch eingelegt. Nur wenige Meter entfernt vom Gebäude, gefühlt Wand an Wand, beginnen die neuen Häuser am Erika-Mann-Borgen. Und deren Vorgärten zeigen in Richtung Pathologie. Musik- und Gastronomiebetrieb, so die Befürchtung, würden die Ruhe stören.

Erst das Verwaltungsgericht, dann auch das Oberverwaltungsgericht gaben den Nachbarn recht: Die Bezeichnung "kulturelles Nachbarschaftszentrum" sei für ein Allgemeines Wohngebiet zu ungenau. Nun möchte das Bezirksamt die Pläne überarbeiten, von 100 geplanten Veranstaltungen auf bis zu 30 im Jahr heruntergehen, Gastronomie und Öffnungszeiten anpassen. Ob das Projekt verwirklicht werden kann, ist unklar. Zwar könne man auch gegen die Entscheidung vorgehen, so Bigdon. "Aber das würde uns noch einmal drei Jahre kosten."