Beschwerden über viele Autofahrer, die sich nicht an die Vorschriften halten würden

Bergedorf. Auf dem bunten Papier der Computersimulation sieht der neue Bahnhofsvorplatz wie das schicke Zentrum eines Kurorts aus. Ohne erkennbare Straße, mit locker schlendernden Passanten und autofrei. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Und zwar: "Grausam", wie Klaus Grötschel sagt. Er meint den Verkehr, denn seit zwei Wochen dürfen Autos mit 20 Kilometern pro Stunde direkt vor dem Haupteingang des Bahnhofs über den Vorplatz fahren. "Die Autofahrer nehmen kaum Rücksicht auf die Fußgänger, halten sich nicht an Tempo 20, und im absoluten Halteverbot parken dauernd Lieferautos", sagt Grötschel, der Wachmann im CCB-Einkaufszentrum ist.

Der 21 Millionen Euro teure Umbau des Bahnhofs ist fast fertig. 32 000 Fahrgäste gehen hier täglich ein und aus, viele von ihnen direkt ins CCB, dessen Haupteingang nur etwas mehr als 50 Schritte gegenüber dem des Bahnhofs liegt.

Zwischen Einkaufszentrum und Bahnhof quert nun eine Straße, die als solche kaum erkennbar ist - und das soll auch so bleiben. Denn die Bergedorfer Politiker wollen den schicken Kurort-Look mit einem Pflaster bewahren, das auf Vorplatz und Straße das gleiche ist. "Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich" heißt das, mit einem "gegenseitigen Rücksichtnahmegebot", wie Bergedorfs Bezirkschef Arne Dornquast erklärt. Er erwartet, dass sich die Lage nach dem Ende der Bauarbeiten "deutlich entspannt".

Die Polizei rechnet nach Bauende mit täglich 8000 Autos in der Tempo-20-Zone. "Den CCB-Haupteingang nutzen jetzt 8000 Kunden, zur Weihnachtszeit werden es 16 000 sein", sagt Centermanager Uwe Eigenbrod, der einen Zebrastreifen fordert.

In der Tat ist die Situation vor dem Haupteingang des Bahnhofs mehr als unübersichtlich. Fast kein Auto hält. Folge: Mit erhobenen Händen schimpfen die an der Straße Wartenden hinter den Fahrern hinterher. "Ich sehe hier die Sicherheit gefährdet", sagt Centermanager Eigenbrod. Auch Bauleiter Kai Gohr ist genervt. Mit seinen Kollegen ist er jetzt dabei, das schicke Pflaster des Bahnhofsvorplatzes zu verlegen. "Die Autofahrer kümmern sich praktisch nicht um die Vorschriften. Es ist hier so gefährlich, dass ich Lastwagen nur noch mit zwei Einweisern rückwärts fahren lasse", sagt er.