Kontroverse in Mitte über die Höhe eines geplanten Gebäudes direkt am Stintfang. Bauherr pocht auf volle Höhe. Bezirk will Nachbesserungen.

Neustadt. Kaum ein Blick auf Hamburg macht so stolz und ist so oft besungen worden wie der Blick von der Aussichtsplattform am Stintfang. Nur hier sieht man das schlagende Herz der Stadt in voller Größe. Diese Aussicht scheint nun durch ein Neubau-Projekt gefährdet. Im Kern der Planung steht ein siebenstöckiges Haus mit Luxus- und anderen Wohnungen direkt zwischen dem Stintfang und dem Portugiesenviertel, das wohl höher ist als die Nachbarbauten. Nach einer Diskussion im Stadtplanungsausschuss zeichnet sich ein Konflikt zwischen dem Bauherrn und Politikern über die Höhe ab.

Vertreter aller Parteien des Ausschusses bewerten das siebte Geschoss als "sehr kritisch", wie der Ausschussvorsitzende Gunter Böttcher (CDU) sagte. Der Ausschuss beschloss zwar einstimmig die Einleitung des "vorhabenbezogenen Bebauungsplanes", will aber über die Bauhöhe diskutieren.

Für den Investor, die Firma Euroland, ist der siebte Stock "unverzichtbar". Karsten Horx von Euroland sagte nach der Sitzung dem Abendblatt: "Nur mit dem 7. Stock rechnet sich das Projekt." Andernfalls müsse man in die gesamte Plandiskussion neu einsteigen. Den Blick sieht Euroland "gar nicht beeinträchtigt". Ein ähnliches Projekt war 2009 gescheitert, als die Körberstiftung ihren Plan eines neunstöckigen Bürohauses stoppte.

Worum geht es? Der Bezirk Mitte will an den Straßen Hafentor und Kuhberg eine lange Parkanlage mit 50 Wohnungen bebauen lassen. Im geplanten Gebäude sind weiterhin ein neuer Eingang zur S-Bahn-Station Landungsbrücken integriert und begrünte Dachflächen, die den Bewohnern vorbehalten sind. Der Park stellt heute die letzte Ansicht auf die ehemalige Bastion dar.

Die Firma Euroland plant ein gut 75 Meter langes, keilförmiges Gebäude mit unterschiedlichen Dachhöhen und einer Nutzfläche von 4500 Quadratmetern. Im hinteren Teil sind öffentlich geförderte Wohnungen geplant, die für Wohngruppen und Hausgemeinschaften für Menschen mit Behinderungen vorgesehen sind. Im vorderen Teil mit dem Premiumblick sind etwa 25 frei finanzierte Mietwohnungen geplant.

Die jetzige Vorplanung ist zwischen der Firma Euroland und dem Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung abgestimmt und soll "keinen Fremdkörper" darstellen, wie Michael Mathe vom Fachamt sagte. Für einige Bezirkspolitiker hat der Riesenbau jedoch "Hautgout" (hier gemeint: Anrüchigkeit), wie Ingolf Goritz von der GAL formulierte. Goritz weiter: "Mit dem ganzen Projekt machen wir uns keine Freunde." Für die SPD stellt die Umwandlung des Parks "eine Verbesserung der Situation" dar, wie Thomas Stölting sagte. Seine Partei "könne mit sechs Stockwerken leben". Die GAL brachte fünf Stockwerke ins Gespräch.

Mit dem Beschluss forderten die Mitglieder des Ausschusses für die beginnende öffentliche Diskussion Nachbesserungen. So solle der Bauherr auch die geplante Gebäudehöhe (in Metern) angeben und weitere "Blickbeziehungen" mit Computeranimationen darstellen.

Einhellig lobten die Politiker die Bereitschaft des Bauherrn, in die Diskussion mit Bürgern und Anwohnern einzutreten. Euroland hatte nach einer Befragung die Anwohner bei einer Stadtteilkonferenz informiert. Noch im Dezember beginnt ein "Workshop".

Der Protest der Anwohner richtet sich sowohl gegen das Projekt als auch einen neuen Bebauungsplan. "Die Stadt Hamburg hat jahrelang den Park verrotten lassen", sagt Anwohnerin Katia Kelm von der "Initiative Hafentor" und spricht von einem "Totalausverkauf". Die Initiative befürchtet außerdem, dass die Luxuswohnungen mit Quadratmeterpreisen bis zu 15 Euro nicht zum Portugiesenviertel passen und später in Eigentum umgewandelt werden könnten.

Wie geht es nun weiter? "Wenn es gut läuft", sagte Michael Mathe während der Ausschusssitzung, "sind wir in zwölf bis 13 Monaten so weit, dass Bauanträge genehmigt werden können." Mathe betont, dass dazu die Akzeptanz der Bevölkerung da sein muss. Zuvor müsse dazu die öffentliche Plandiskussion möglichst im Frühjahr 2012 vor Ort beginnen, hiernach folgen die öffentliche Auslegung der Pläne und die Möglichkeit für jeden Hamburger, Einwände einzubringen. Mathe: "Wir legen großen Wert auf öffentliche Diskussion und werden Veranstaltungen mit dem Bauherrn anbieten."