Altstadt. "Hamburg wird kaputtgespart!", skandierten gestern rund 40 niedergelassene Mediziner in der Innenstadt. Am Mönckebergbrunnen hatten sie drei Praxiszelte aufgebaut, in denen sie bei Passanten Blutdruck maßen und sie dabei über ihre eigene missliche Lage informierten.

"Es geht uns nicht um ein höheres Salär, das wir in die Tasche stecken, sondern um ein höheres Budget für die Versorgung unserer Patienten", sagt Michael Späth, Allgemeinmediziner aus Eimsbüttel. In den vergangenen zwei Jahren hätten die Hamburger Ärzte rund 50 Millionen Euro erhalten müssen, die stattdessen jedoch in andere Bundesländer transferiert wurden. "Das, was Hamburger Versicherte an Kassenbeiträgen zahlen, steht uns nicht für ihre Versorgung zur Verfügung." Der Fehlbetrag könnte sich mit dem bevorstehenden Versorgungsstrukturgesetz bis 2013 noch verdoppeln. Das Gesetz sehe, entgegen erster Versprechungen der Politik, nicht eine Versorgungsgestaltung auf regionaler Ebene, sondern eine zentralistisch in Berlin organisierte vor. "Das funktioniert in Hamburg nicht", sagt Späth. "Wir versorgen mit 30 Prozent bundesweit den höchsten Anteil an Patienten, die nicht in Hamburg wohnen."

Außerdem gebe es hier ein großes Angebot an spezieller fachärztlicher Versorgung, das ebenfalls von Menschen aus der weiteren Umgebung wahrgenommen werde. "Auch deren Behandlung müssen wir aus immer kleineren Budgets zahlen", so Späth. Viele Ärzte befürchten, dass in Hamburg demnächst Facharztpraxen schließen werden. Schon jetzt fänden viele ältere niedergelassene Mediziner keine Nachfolger für ihre Praxis. "Sich niederzulassen ist ein unkalkulierbares Risiko geworden", sagt Klaus Schäfer, Vizepräsident der Ärztekammer.