Eppendorfer Richard Kappler vom Fachgeschäft Kappler Einbruchschutz an der Erikastraße wird 100 Jahre alt. “Die schafft man nur durch Arbeit“, sagt er.

Eppendorf. Das Jahr 1911. Aus dem Pariser Louvre wird das Gemälde "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci gestohlen. In Berlin wird die erste internationale Automobil-Ausstellung eröffnet. In Hamburg wird der Elbtunnel eingeweiht. Und an der Susannenstraße in der heutigen Sternschanze kommt am 27. Oktober ein Knabe zur Welt. Seine Eltern nennen ihn Richard. Das bedeutet: der Reiche und Starke. Das Jahr 2011. Aus dem VW-Bus klettert ein Mann im Sakko. Er trägt einen Rollkragenpullover. Auf einen Stock gestützt, marschiert er in das Geschäft, das er 60 Jahre lang geführt hat. Der Mann wird morgen 100 Jahre alt: Richard Kappler.

100 Jahre - "die schafft man nur durch Arbeit", sagt der langjährige Inhaber vom Kappler Einbruchschutz an der Erikastraße. Bis vor Kurzem hat er noch in der Werkstatt seines Geschäfts gestanden, gegründet 1928 von Vater Eugen. Damals gab es bei Kappler Haushaltswaren aller Art. Erst in den 50er-Jahren begann das Geschäft mit den Schlüsseln. Zwei Kriege hat Richard Kappler erlebt, er hat in Russland gekämpft und in amerikanischer Gefangenschaft gesessen. Er hat Geschwister verloren und Freunde. Er hat seine Heimatstadt in Trümmern liegen sehen und sie mit aufgebaut. Und dabei selten geklagt. "Ich habe immer nach vorne geschaut", sagt er. "Zurückzublicken, das belaste doch nur."

Vielleicht hat ihn das so alt werden lassen. Vielleicht aber auch die Tatsache, dass er stets zwei Frauen an seiner Seite hatte. Ehefrau Charlotte, die er 1950 heiratete, und seine Schwester Helene, die ihn im Geschäft unterstützte. Adenauer, Brandt, Schmidt, Roosevelt, Kennedy, Reagan - Richard Kappler hat sie alle erlebt. Er hat in den 20er-Jahren auf den Straßen von Eppendorf Fußball gespielt, als alle zehn Minuten - höchstens - ein Auto vorbeifuhr. Er ist mit der Straßenbahn quer durch die Stadt gefahren, hat zu Peter Alexanders Schlagern getanzt und mit Freddy Quinn in seiner Werkstatt experimentiert.

Inzwischen hat er das Geschäft an Sohn Rolf und Enkel Malte Kappler abgegeben. Der 32-Jährige hat seinem Großvater erst mal gezeigt, wie man mit dem Computer die Schlüsselfräsen bedient. Und auch die nächste Generation hatte schon erste Schlüsselerlebnisse. Lea und Lasse, beide zwei Jahre alt, bekamen vom Urgroßvater ein Bund mit bunten Plastikschlüsseln. Morgen feiert Richard Kappler von 11 bis 12 Uhr in der Erikastraße 45. Freunde und Kunden sind willkommen.