266 Menschen sind es. Sie wohnen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, sind gläubige Christinnen und Christen und engagieren sich in ihren jeweiligen Kirchenparlamenten, den Synoden. Dort gestalten sie - je nach Wohnort - ihre nordelbische, mecklenburgische oder pommersche Kirche. In diesen Tagen versammeln sie sich aber alle gemeinsam zur Nordkirchen-Synode auf der Ostseeinsel Usedom. Dort haben sie nunmehr eine gemeinsame Kirche im Blick: eine, die den Osten und Westen verbindet und die ehemalige innerdeutsche Grenze überwindet, die noch in so vielen Köpfen existiert. Menschen von der Nordseeinsel Föhr, aus Kappeln, aus Rendsburg, Hagenow, Rostock oder Greifswald diskutieren darüber, was für eine Gestalt diese neue evangelische Kirche im Norden haben soll. Und natürlich sind auch viele Hamburgerinnen und Hamburger dabei.

Auf Usedom treffen aber nicht nur 266 Lebensgeschichten aufeinander, sondern auch die unterschiedlichen Erfahrungen. Etwa die, wie Kirche auf dem Land oder in der Metropole funktioniert. Wir Hamburger lernen durch diese Begegnungen, dass auf dem Land viele Traditionen bewahrt sind und wie eine Vorstellung vom gelungenen Zusammenleben, die uns mittlerweile fremd ist, anderenorts dennoch zu Frieden und Gerechtigkeit unter den Menschen führen kann. Dabei ist Land längst nicht gleich Land. So ist beispielsweise der Anteil der evangelischen Christinnen und Christen an der Bevölkerung in Schleswig-Holstein weitaus höher als in Mecklenburg und Vorpommern. Welche Folgen hat das für die Kirche? Und die Hamburger Situation ist noch einmal ganz anders.

In der zukünftigen Nordkirche gilt es, die unterschiedlichen Erfahrungen aufeinander zu beziehen, voneinander zu lernen. Wir Großstädter fahren gern an Nord- und Ostsee, vielleicht um dort einmal im wahrsten Sinne des Wortes den Horizont zu erweitern. Und die Usedomer: Was können sie bei uns Hamburgerinnen und Hamburgern entdecken? Vielleicht erkundigen sie sich bei einem großstadterprobten Insulaner von Fehmarn oder Föhr. Oder aber sie fragen uns Hamburger direkt. Was werden wir ihnen antworten?!

Jfbollmann.bkhh@nordelbien.de