Brüder wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu hohen Haftstrafen verurteilt. Dem Urteilsspruch folgen Drohungen.

Neustadt. Gerade hat das Landgericht die Brüder Renat, 31, und Semso S., 35, wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt, da dreht sich Renat S. mit hasserfülltem Blick zur Familie des 21-jährigen Opfers um, brüllt etwas in seiner Muttersprache - die Angehörigen sind völlig außer sich. "Er hat gesagt: Ich töte noch einen von euch", sagt die Schwester des Opfers.

Es war eine unnötige Provokation am Ende eines von Tumulten überschatteten Prozesses. Auf einem Spielplatz an der Lohkampstraße war im Oktober 2010 während einer Fehde zweier verfeindeter, montenegrinischer Großfamilien der 21-jährige Robert R. durch einen Bruststich getötet worden. Gestern verurteilte das Landgericht die beiden Brüder zu sechs sowie vier Jahren und neun Monaten Haft.

Beim Prozessauftakt im April hatte die Mutter des Getöteten einen Stöckelschuh in Richtung der Angeklagten geworfen. Das Geschoss verfehlte eine Schöffin nur knapp. Nach Blutrache-Drohungen gegen die Angeklagten waren die Sicherheitsvorkehrungen extrem verschärft worden. So sicherten gestern zwölf Justiz- und zwei Polizeibeamte das Verfahren.

Auslöser der Spielplatz-Schlägerei war ein Streit zwischen zwei Frauen der verfeindeten Sippen. Immer mehr Angehörige beider Familien standen sich mit Messern bewaffnet gegenüber, darunter auch die Angeklagten. Die tödlichen Stiche seien Renat S. und Semso S: zwar nicht nachzuweisen. Indes hätten sie sich mit Messern an der Schlägerei beteiligt und müssten sich deshalb die Tat zurechnen lassen, so der Vorsitzende Richter, der die Opferfamilie warnte: Wenn sie in Deutschland leben wolle, müsse sie sich an die Spielregeln halten. "Hier ist Blutrache eine erhebliche Straftat, die man nicht mit Roma-Traditionen entschuldigen kann."