Der Bedarf an Online-Kommunikation steigt. Um maximale Übertragungsgeschwindigkeiten zu garantieren, sind Regeln unverzichtbar

Die Datenmenge im Internet wird künftig noch stärker steigen als bisher. Eine Studie spricht gar von einer Vervierzigfachung zwischen 2009 und 2017. Neuartige Dienste wie Internetfernsehen oder Tele-Medizin brauchen ein Vielfaches der Bandbreite herkömmlicher Online-Angebote. Diese neuen Services stehen mit Basisdiensten wie E-Mail im Wettbewerb um begrenzte Ressourcen. Jeder Haushalt braucht von Jahr zu Jahr etwa 50 Prozent zusätzliche Kapazität im Festnetz. Noch rasanter wachsen die Anforderungen an das mobile Internet. In Deutschland gehen bereits zehn Millionen Menschen regelmäßig per Handy oder Datenkarte ins Web, Tendenz stark steigend. Smartphones, Tablet-PCs und Apps lassen das Datenvolumen im Netz geradezu explodieren.

Nun droht heute kein akuter Verkehrsinfarkt im Internet. Weil aber der Bedarf schneller steigt als die Ressourcen, muss der Datenverkehr intelligent gesteuert werden, um das aktuelle Versorgungsniveau zu erhalten und zu verbessern. Es ist mehr Netz-Management nötig, um alle Inhalte zufriedenstellend durchleiten zu können. Wir können es mit dem Straßenverkehr vergleichen: Als es nur wenige und langsame Autos gab, waren kaum Verkehrsregeln nötig. Heute sind auch im Online-Verkehr immer mehr Teilnehmer immer schneller unterwegs, die ohne ein Minimum an Regeln einen Stau verursachen können.

Das Wichtigste ist daher - neben dem Ausbau schneller Internetzugänge - eine intelligente Steuerung der Datenströme. Unterschiedliche Dienste erfordern unterschiedliche Geschwindigkeiten. Wer einen Film sehen will, akzeptiert keine ruckelnden Bilder. Im Vergleich dazu können E-Mails ein wenig warten. Wenn diese eine Zehntelsekunde später ankommen, fällt das nicht auf und stört niemanden. Ein anderes Beispiel: Öffentliche Services zur Verkehrssteuerung, Gesundheits- und Notfalldienste und Behördenaufgaben werden zunehmend online abgewickelt. Solche kritischen Dienste dürfen nicht ins Stocken geraten.

Eingriffe in das Netz sind für viele Nutzer ein sensibles Thema - das ist an der emotionalen Debatte über die sogenannte "Netzneutralität" deutlich geworden und im Grundsatz sehr verständlich. Die technische Gleichbehandlung aller Inhalte ist in der Vorstellung vieler Nutzer ein Garant für die Freiheit des Internets. Doch die Einführung von Verkehrsregeln ist nicht gleichbedeutend mit inhaltlicher Diskriminierung. Diskriminierung bedeutet, gleiche Dinge ungleich zu behandeln. Wenn aber Fernsehbilder bevorzugt transportiert werden und E-Mails im Gegenzug minimal verzögert ankommen, ist darin nichts Diskriminierendes erkennbar.

Im Hightech-Verband Bitkom ist für uns völlig unstrittig, dass das Netz ein freiheitlicher Raum bleiben muss. Man kann technisch zwischen unterschiedlichen Arten von Daten differenzieren, um den Datenfluss zu managen, darf aber Datenpakete nicht nach konkreten Inhalten untersuchen und danach unterschiedlich behandeln. Natürlich dürfen wir nicht zulassen, dass ein Netzbetreiber willkürlich entscheidet, wer seine Netze nutzen darf. Deutschland hat mit seinem strengen Wettbewerbsrecht einen ausreichenden Rechtsrahmen, um das zu garantieren. Wer Inhalte anbieten will, muss das Web im Rahmen der Gesetze unbeschränkt nutzen können. Verbrauchern müssen wir unbeschränkten Zugang zu legalen Inhalten garantieren.

Auch bei Geschwindigkeit und Preis muss niemand Nachteile befürchten. Weil der Datentransfer in den kommenden Jahren allgemein beschleunigt wird, wird der Zugang ohnehin für niemanden langsamer. Die Bundesregierung hat den Ausbau der Datennetze sogar festgeschrieben. Im Rahmen der Breitbandstrategie sollen bis 2014 drei Viertel der deutschen Haushalte mit Highspeed-Anschlüssen von mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgt werden. Das ist ein Vielfaches der heutigen Werte.

Das Internet wird immer schneller und billiger. Und schon jetzt werden DSL-Anschlüsse je nach Geschwindigkeit über den Preis differenziert. Im Unterschied zu früher sind die Anbieter künftig in der Lage, maximale Übertragungsgeschwindigkeiten auch in der Praxis zu garantieren - dank eines besseren Netz-Managements.