Verunsicherung bei den Verbrauchern, Marketingversagen bei den Mineralölkonzernen und gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen der Branche und der Bundesregierung - anders als mit dem Wort "Fiasko" lässt sich der bisherige Verlauf der Einführung des E10-Benzins in Deutschland kaum beschreiben.

Zwar wurde der Biosprit den Ölmultis von der Politik aufgezwungen. Doch anstatt für einen reibungslosen Marktstart zu sorgen, haben es die Tankstellenbetreiber viel zu lange versäumt, ihre Kunden wirksam über das neue Produkt zu informieren und sie darauf einzustimmen. Stattdessen ließen die Konzerne durch anfänglich hohe Mehrpreise für konventionelles Superbenzin - das immerhin fünf Prozent Ethanol enthält - den Verdacht aufkommen, die E10-Einführung werde zur Abzockerei genutzt.

Bei den Autofahrern hingegen löste die neue Benzinsorte völlig irrationale Ängste aus: In anderen Ländern, etwa in Brasilien, fahren die gleichen Autos problemlos mit Biospritanteilen von 80 Prozent und mehr. Zudem konnte wohl niemand behaupten, er habe nicht relativ leicht ermitteln können, ob sein Fahrzeug E10 verträgt oder nicht.

Doch auch die Politik hatte eine Aufklärungspflicht, die sie nicht hinreichend erfüllt hat. Denn zahlreiche Verbraucher hegen Zweifel, ob der Biotreibstoff denn wirklich eine gute Sache ist oder ob seine Produktion womöglich Hungersnöte in anderen Teilen der Welt verschärft. Wenigstens diese Sorge hätte die Bundesregierung den Bürgen nehmen müssen - wenn sie denn tatsächlich unbegründet ist.