Eine Glosse von Birgit Reuther

Falls Sie am 23. Oktober noch nichts vorhaben und zufällig in Tokio sind, schauen Sie doch mal im Arisugawa-Park der deutschen Botschaft vorbei. Dort können Sie dann lernen, wie wir so sind, wir Deutschen. Und was wir mögen. "Deftige Bratwürste" und "süffiges Bier" nämlich, wie es in der Info zum "Deutschlandfest" heißt. War klar. Gibt's hier ja schon in der Muttermilch, zum Frühstück, bei Neuwagenkäufen, Versicherungsabschlüssen und auf dem Sterbebett. Also: ständig. Bier, Bratwurst - bestens.

Und wie bekommt der Deutsche die Tagesration an Bratwurstschnecken und Bierfässern nach Hause? Mit dem Wagen. Dass sich "die deutschen Autobauer" ebenfalls "an der Seite Japans" präsentieren, ist konsequent.

Und wie trainieren wir all die Kalorien ab? Auch hier hilft das Programm: "Ein Hersteller von Kettensägen zeigt Künstler, die aus rohen Holzstämmen Skulpturen schaffen." Längst regen sich hierzulande Aktivisten, die das Projekt "Jedem Kind ein Instrument" durch "Jedem Kind eine Kettensäge" ersetzen wollen.

Doch halt! Was sehen wir da auf dem Veranstaltungsplan zwischen Jodlerin, historischem Tanz und Bundespräsidentenrede? Am Abend spielt auch der Singer-Songwriter Gisbert zu Knyphausen. Der von einem Weingut stammende Musiker ist bisher nicht durch übermäßigen Bier- und Bratwurstkonsum aufgefallen. Akustisch liegt er diverse Dezibel unter Kettensägenniveau. Und in dem Lied "Mitbewohnerin" singt er: "Ich denk an dich und grinse, immer wenn ich Fahrrad fahr." Was? Der fährt noch nicht einmal Auto? So einer ist also auch deutsch. Darauf einen Sake!