Alle Welt redet immer wieder vom Burn-out-Syndrom. Neuerdings hört man häufiger auch vom "Bore-out", krank durch Langeweile. Warum nur so kompliziert? Also bei uns hieß das früher einfach nur: "Ey, Alter, ich hab heute keinen Bock!" Später gab es davon dann eine richtige Bewegung: die "Null-Bock-Generation". Das gilt allerdings nicht für mich. Ich habe große Lust, mir die ganze Woche über Gedanken machen zu müssen, was wir am nächsten Montag zu lesen kriegen. Vor allem, wenn man positive Rückmeldungen erhält. Erst neulich erreichte mich die E-Mail einer Leserin, mit folgendem Inhalt (in Auszügen): "Sehr geehrter Herr Loenicker, wir lesen Ihre Kolumne immer wieder gerne, aber mein Mann und ich finden, dass sie manchmal ganz schön unter die Gürtellinie gehen. ... und nun lassen Sie doch auch mal unseren armen Herrn Rösler in Ruhe, der kann doch nun wirklich keiner Fliege was zuleide tun! ..."

Meine Antwort (ebenfalls in Auszügen): "Sehr geehrte Frau ..., danke für Ihre ..., das mit der Gürtellinie hängt ja immer davon ab, wo man den Gürtel trägt. Und was "unseren" Herrn Rösler betrifft, so hat der ja nicht mal die Hosen an, geschweige denn den Hut auf, sondern sollte sich gefälligst mal den einen oder anderen Schuh anziehen! Darüber hinaus glaube ich auch nicht, dass er arm ist, und das mit der Fliege ist doch gerade das Problem! Es wäre doch wirklich schön, wenn da mal etwas passierte. Einfach mal draufhauen! So kommt er mir vor, wie ein Exhibitionist ohne Mantel. Nix Halbes und nix Ganzes. Das braucht die Welt nun wirklich nicht ... Mit freundlichen Grüßen ..."

Ich habe nie wieder etwas von ihr gehört.

Und sonst so? Ach ja, ich möchte an dieser Stelle an Ihre dringende Mithilfe appellieren! Der ADAC will gemeinsam mit Deutschlands Jägern Waldbewohner retten und Verkehrsunfälle auf Autobahnen, verursacht durch Wildwechsel, verhindern. Wie? Angeblich ganz einfach: Es werden am Fahrbahnrand kleine Kistchen, gefüllt mit "Stinkesocken", ausgelegt. Der "Duft" soll die Tiere abschrecken und zur Flucht in den Wald bewegen.

Auf meine Anfrage hin, wie zuverlässig denn diese Methode sei, antwortete mir der ADAC, der Erfolg lege in der Luft. Hunderte Jäger hätten in einem breit angelegten Feldversuch den Beweis erbracht. Im "Juleclub-Verfahren" wurden willkürlich "Käsemauken" der Probanden aus einem alten Sack gezogen und an die Standspur gelegt. Auf die Autobahn losgelassen, rannten die Testpersonen schreiend und wild gestikulierend davon. Leider nicht alle in die gewünschte Richtung. Durch einen verwirrten Geisterläufer kam es dann doch noch zu einem Unfall. Allerdings, Waidmanns Dank, nur zu einem leichten Blechschaden. Einer der Narkotisierten rammte die Leitplanke.

Darum hier mein Aufruf an sie: Sollten Sie im Besitz von "Käsesocken" und/oder "Stinkemauken" sein, senden Sie diese bitte (geruchsversiegelt!) umgehend an den ADAC! Stichwort: "Wildwechselsocken". Es werden nicht nur anonyme Zusendungen entgegengenommen, wer möchte, kann auch eine Spendenquittung erhalten. Handeln Sie jetzt, bevor ihre Waschmaschine das Problem ihrer Strümpfe übernimmt. Hase, Igel, Hirsch und Reh werden es Ihnen danken! Na bitte, geht doch.

Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag.