Ein Kommentar von Achim Leoni

Der Buxtehuder SV macht sich in diesen Tagen auf, Frauenhandballgeschichte zu schreiben. Das Heimspiel gegen Wolgograd am Sonntag in der Sporthalle Hamburg könnte zum bestbesuchten in der Historie des deutschen Vizemeisters werden. In zwei Wochen gerät gegen Navarra in der O2 World sogar der deutsche Zuschauerrekord in Gefahr. Er steht seit dem EHF-Pokal-Finale 1997 in Dortmund bei 8700. Alles wird davon abhängen, wie viele Anhänger des HSV Hamburg sich dazu bewegen lassen, einmal bei den Frauen fremdzugehen.

Zwei ihrer drei Champions-Lea gue-Vorrundenspiele tragen die Buxtehuderinnen gemeinsam mit dem deutschen Männermeister aus. Die Kooperation ist zunächst aus Platz- und Geldnot geboren. Die eigene Halle Nord genügt den Anforderungen der Eliteklasse nicht, ein Neubau existiert bislang nur auf Papier. Der Großteil der Ticketeinnahmen wird beim HSV verbleiben, der im Gegenzug großzügig für die Infrastruktur aufkommt. Letztlich aber dürfte sich der Sprung über die Elbe auch für den BSV auszahlen. Er könnte in Hamburg Freunde hinzugewinnen, die den Weg in die Vorstadt nie gefunden hätten.

Dass der Frauenhandball hierzulande ein Mauerblümchendasein fristet, hat auch mit der Stärke der deutschen Männerklubs zu tun. Sie dominieren die europäische Szene und schöpfen zunehmend auch in den Großstädten das Sponsoren-, Medien- und Zuschauerinteresse ab. Sportlicher Erfolg allein aber, das lehrt das Beispiel Fußball, bringt den Frauen nicht automatisch Akzeptanz. Entscheidend ist vielmehr, ob das Fernsehen sie entdeckt. Andernfalls werden die Zuschauerrekorde wohl noch lange Bestand haben.