Immer weniger Aussteller und Besucher kommen zur Hamburger Verbrauchermesse. Doch die Messegesellschaft ist zufrieden.

Hamburg. Die traditionsreiche Hamburger Verbrauchermesse Du und Deine Welt hat erneut mit einem deutlichen Rückgang bei den Besucherzahlen zu kämpfen gehabt. Den bunten, zehntägigen Messemix aus Gemüsehobeln, Gesundheitsstühlen oder auch Dachbeschichtungen sahen sich nach einer Bilanz der städtischen Messegesellschaft rund 84 000 Menschen an. Im Vorjahr zählte die Hamburg Messe noch rund 95 000 Besucher in den Messehallen, davor lagen die Zahlen von der Messe Du und Deine Welt bei 100 000 und mehr. Trotzdem zeigte sich die Hamburg Messe gestern am zehnten und letzten Messetag sehr optimistisch: Von Besuchern habe die Messe diesmal sogar "Bestnoten" erhalten, heißt es in dem offiziellen Abschlussbericht. So hätten sich bei einer Umfrage eines unabhängigen Marktforschungsinstituts 82 Prozent der Befragten positiv über das Angebot geäußert, und immerhin 72 Prozent hätten auch direkt auf der Messe gekauft. "Die Mischung aus Information, der Möglichkeit zu shoppen und Spaß zu haben, kam beim Publikum sehr gut an", fand Messechef Bernd Aufderheide trotz rückläufiger Zahlen.

Weit weniger optimistisch ist indes die Einschätzung der Messe-Aussteller, wie ein kurzes Stimmungsbild des Abendblatts von gestern ergab. "Von den Besucherzahlen katastrophal", sagte etwa Stephan Rupprecht, Marketingleiter des Unternehmens ZWS, das unter anderem Brennstoffzellen-Technik für Einfamilienhäuser präsentierte. Ähnlich die Einschätzung von Christoph Schmidt, der mit hochwertigen Bürostühlen auf der Messe vertreten war. Und auch Alenka-Breda Wieser zeigte sich enttäuscht von der Resonanz. Seit 32 Jahren ist die 60-Jährige schon auf der Messe Du und Deine Welt vertreten, mit Mikrofon und heiserer Stimme verkauft sie dort das Reinigungsprodukt Universal-Stein. "Es wird immer weniger hier, kleine Aussteller bleiben größtenteils schon weg, weil andere Verkaufsmessen viel versprechender sind", sagte sie.

Warum die Messe offensichtlich an Attraktivität verloren hat - dazu gab es mehre Einschätzungen. "Schuld war sicher auch das ausgesprochen gute Wetter, das viele nach dem verregneten Sommer abgehalten hat zu kommen", sagt Messesprecherin Esther Scholz. Doch Aussteller kritisierten auch die Terminwahl: Eine Verbrauchermesse ausgerechnet auf Tage zu legen, an denen es wie mit dem Flughafen-Jubiläum am vergangenen Wochenende oder gar einem verkaufsoffenen Sonntag weitere Konkurrenzveranstaltungen gebe, sei sehr ungünstig. Problematisch, so Universalstein-Promoterin Wieser, seien auch die "vielen Terminverschiebungen" gewesen. Tatsächlich war der klassische Termin der bereits seit 1955 stattfindenden Messe immer der Spätsommer gewesen, dann gab es Du und Deine Welt bis 2009 im Winter - und nun im Herbst.

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Doch auch das Konzept der Messe fand bei Ausstellern Kritik. "Ein riesiges Durcheinander", sagt etwa Stephan Rupprecht. In Halle B6 hatte sein Haustechnik-Unternehmen beispielsweise einen Stand in unmittelbarer Nähe von Weihnachtsstern-Herstellern, einem Honig-Produzenten, nicht weit vom Technischen Hilfswerk, Infoständen der Polizei und gleich neben einer Präsentation von Harley-Davidson-Motorrädern. Mehr "Themenstruktur" hätte sich auch die Verkäuferin englischer Stilmöbel gewünscht, die ebenfalls in der Halle vertreten war. "Der Besucher wird hier überhaupt nicht richtig geführt", sagt Marketingleiter Rupprecht.

Dennoch wird das Konzept der Messe zunächst voraussichtlich so bleiben, sagte Messesprecherin Scholz und verweist auf die aktuelle Besucherbefragung. Danach hätten - anders als die vom Abendblatt befragten Aussteller - die Messebesucher gerade die besondere Mischung dieser Messe gelobt. Vier von fünf Besuchern hätten in der Umfrage angegeben, dass sie die Messe regelmäßig besuchen. Und im Durchschnitt verweilte jeder Besucher der Umfrage zufolge fast fünf Stunden in den Hallen.

Insgesamt zeigten 500 Aussteller auf rund 45 000 Quadratmetern ihre Produkte und Dienstleistungen. Zum Vergleich: Noch 2005 hatte die Messegesellschaft die Zahl der Aussteller mit 900 angegeben.

Dem Rückgang bei den Ausstellerzahlen stand diesmal indes ein großes Show-Angebot gegenüber. Mit Stunts und lautstarken Knalleffekten war beispielsweise das Piraten-Open-Air-Theater Grevesmühlen vertreten. Und dort war man wenigstens zufrieden: "Wir haben immer vor vollen Rängen gespielt", sagte Intendant Peter Venzmer zufrieden.

Etwas, das vielen Messeausstellern offensichtlich nicht so passiert ist. Haustechnik-Marketingleiter Rupprecht: "Hätten wir nicht viele Kunden direkt eingeladen, dann hätte das Ganze hier noch viel schlimmer ausgesehen."