Experten verraten schlaue Antworten auf überraschende Fragen

Lohbrügge. Da hat er lange nicht mehr gesessen. Auf der anderen Seite des Schreibtisches. Sönke Fock, Chef der Hamburger Arbeitsagentur, sucht einen Job. Mit Personalleiterin Heidrun Jürgens hat Fock am Freitag vor 50 Schülern der Oberstufe des Gymnasiums Lohbrügge ein Bewerbungsgespräch simuliert.

Fock mimt den Bewerber und macht dabei einiges falsch. Er kaut Kaugummi und geht mitten im Gespräch an sein Handy. Auf die Frage, warum er der Richtige für den Job sei, antwortet er: "Ja, Sie sehen ja, ich habe schon viel gemacht: Ausbildung zum Bankkaufmann und zwei unabgeschlossene Studiengänge." Konkret wird er nicht.

Dazu sagt Matthias Neyer, Berufsberater der Hamburger Arbeitsagentur: "Doch genau das wird von dem Bewerber erwartet. Er muss seinen Werdegang überzeugend begründen können, sich gut verkaufen und Eigenschaften mit konkreten Beispielen belegen." Auch die Schüler kritisieren Focks Auftreten. "Sie müssen viel motivierter sein, Sie haben immer wieder das Gleiche gesagt, Sie haben nur rumgelabert" - das sind nur einige Kritikpunkte.

Viele von ihnen wissen zwar noch nicht, was sie werden wollen, dafür aber nun, wie sie sich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten. "Ich nehme mit, dass man genau über den Job Bescheid wissen muss und dass man auch Schwächen zugeben darf", sagt Florian Altmann. Seine Schwäche sei es, dass er manchmal zu engagiert sei, so der 16-Jährige. "Aber das ist ja auch eine Stärke, schließlich muss man im Studium viel lernen", sagt der Elftklässler, der Jura studieren möchte. Auch Dennis Stepien hat schon einen Berufswunsch. "Ich will Sportjournalist werden und bin jetzt auf die Frage vorbereitet, wie meine Freunde mich beschreiben würden", sagt der 17-Jährige.

Weitere Vorbereitungstipps gibt es von Heidrun Jürgens, die schon 40 000 Bewerbungsgespräche geführt hat und ehrenamtlich Schüler trainiert: "Neben der guten inhaltlichen Vorbereitung auf die ausgeschriebene Position muss der Bewerber pünktlich erscheinen, höflich und authentisch sein."

Ziel des Pilotprojekts sei es, mit dem realitätsnahen Rollenspiel die Schüler für häufige Fehler zu sensibilisieren, sagt Sönke Fock. "Nichts im Leben ist besser vorzubereiten als die eigene Berufswahl." Das besondere Bewerbungstraining ist auch in weiteren Schulen geplant.