Hamburg. Es ist 9 Uhr morgens an diesem Donnerstag. Die Fahrgäste der U-Bahn sind Anzugträger, Menschen mit Laptoptaschen und weitere, die aussehen, als seien sie auf dem Weg zur Arbeit. Unvermittelt beginnt eine Durchsage: "Sehr geehrte Damen und Herren, bitte beachten Sie das in allen Haltestellen und Fahrzeugen geltende Rauch- und Alkoholverbot." Ein paar Fahrgäste sehen einander an und lächeln über die ungewöhnliche Information zu dieser Tageszeit.

"Das ist eine rein prophylaktische Maßnahme", sagt HVV-Sprecherin Gisela Becker. So sollen alle darüber informiert werden, dass der Konsum von Alkohol in den öffentlichen Verkehrsmitteln seit Donnerstag verboten ist. Einen Monat lang soll es bei Verstößen nur bei einer Verwarnung bleiben. Nach dieser Eingewöhnungsphase werden 40 Euro fällig. "Bisher blieb alles ruhig, aber mit Problemen rechnen wir auch erst ab dem Wochenende", sagt Becker.

17 Uhr. Mareike B., die gerade auf ihre S-Bahn wartet, sieht keinen Grund, auf Alkohol in der Bahn Freitagnacht zu verzichten. "Ich werde es erst bleiben lassen, wenn es dann wirklich Strafe kostet", sagt sie. Das sehen viele andere ebenso. Auch Mathias Meyer steht am Gehsteig der Linie U 2, trinkt von seinem Feierabend-Alsterwasser: "So ein Verbot sollte nicht nötig sein, schließlich sollten die Leute selbst wissen, was sich gehört." Und für die Straftaten, die jemand volltrunken begehe, könne er ja nichts.

Für Christel Jovanovic, 63, die auf dem Weg zu ihrer Tochter ist, gibt es zwischen einer Flasche Bier und einem Liter Wodka keinen Unterschied: "Ich trinke selbst keinen Alkohol und mag kein Bier riechen. Ich finde es einfach eklig, wenn neben mir jemand mit einer offenen Bierflasche sitzt."

Das Verbot könnte bald deutschlandweit gelten. "Ein gutes Beispiel, das auch in anderen Städten Schule machen wird", sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, der "Passauer Neuen Presse".