“Make A Difference Day“ lässt Kinder ihre Probleme vergessen
Hamburg. "Links! Rechts! Links!" Konzentriert fixiert der zwölfjährige Kai Le sein Gegenüber, nimmt Maß, schlägt zu: ein-, zwei-, dreimal - jeder Schlag sitzt. Die Haare kleben ihm an der Stirn, er strahlt. Es ist das erste Boxtraining seines Lebens. Das Schlagen klappt schon ganz gut, nur mit der Deckung hapert es noch. Er trippelt ein bisschen auf der Stelle, hebt die Boxhandschuhe und zielt erneut.
"Das ist ein ganz besonderer Tag für ihn", sagt seine Pflegemutter Irene Siedler, die Kai mit ihrem Mann Sven begleitet. Seit vier Jahren ist Kai Le ein Teil ihrer Familie, das vierte Kind, das Nesthäkchen nach drei eigenen Söhnen. Es war Liebe auf den ersten Blick, sagen die Eltern. Mit warmen Blicken verfolgen sie das Training. Neben Kai Le üben andere ihre ersten Schläge, Pflegekinder, Kinder aus sozial schwierigen Familien, Behinderte. Alle kämpfen täglich mit den Schwierigkeiten ihres Lebens oder ihrer Umgebung. Heute aber sind all diese Probleme vergessen.
"Make A Difference Day" (MAAD) heißt die jährliche Aktion der Hamburger Wirtschaftsjunioren und der Handelskammer Hamburg: ein Tag im Jahr, an dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus verschiedenen sozialen Einrichtungen schöne Stunden erleben sollen, die sie herausreißen aus dem Alltag. Insgesamt 300 Teilnehmer gibt es in diesem Jahr. Manche bestaunen im Miniatur Wunderland die Welt im Kleinen, andere dürfen bei einer Probe des Musicals "Tarzan" erstmals selbst auf der Bühne stehen. Wieder andere, wie Kai Le, lernen beim Hamburger Amateur-Boxverband, dass man zuschlagen und dabei trotzdem respektvoll sein kann. Für Kai Le ist es schon der vierte MAAD. Früher wurde er, der als kleines Kind zu viel allein war und zu wenig mit sich anzufangen wusste, regelmäßig beim Klauen erwischt. Das letzte Mal ist vier Jahre her.
(cab)