Ermittler rechnen nach Razzia bei Securvita mit monatelanger Auswertung

St. Georg. Einen Tag nach den umfangreichen Durchsuchungen bei der Krankenkasse Securvita BKK und Unternehmen der Securvita-Gruppe am Lübeckertordamm in St. Georg haben Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt damit begonnen, die sichergestellten Unterlagen zu sichten. Mit neun Durchsuchungsbeschlüssen ausgestattet, hatten knapp 80 Beamte am Donnerstag die Büros zwölf Stunden lang durchforstet: Allein die sichergestellten schriftlichen Unterlagen füllten 30 Umzugskartons, außerdem nahmen die Ermittler Festplatten und andere Datenträger mit.

Nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers, Sprecher der Staatsanwaltschaft, werden die Inhalte der Datenträger in den folgenden Tagen auf externen Servern gesichert. Danach sollen die Datenträger den Unternehmen zurückgegeben werden. Die Auswertung des gesamten sichergestellten Materials werde mehrere Monate in Anspruch nehmen, sagte Möllers. Für die Auswertungen seien eine Schwerpunkt-Staatsanwältin sowie drei Polizeiermittler abgestellt. Möllers betonte, die Kasse habe sich sehr kooperativ gezeigt. Unterlagen, die für den laufenden Betrieb der Securvita BKK wichtig waren, seien teils noch vor Ort kopiert oder auf USB-Sticks geladen worden.

Der Sprecher der Securvita BKK, Peter Kuchenbuch, betonte, dass die Durchsuchungen die Arbeit der Krankenkasse nicht beeinträchtigen. Zu der Aktion selbst wollte er sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern. In der Kasse wurde die Durchsuchung mit gemischten Gefühlen aufgenommen, erfuhr das Abendblatt aus Mitarbeiterkreisen. Einige Angestellte zeigten sich erstaunt über den späten Zeitpunkt der Durchsuchungen - sie hätten seit eineinhalb Jahren darauf gewartet.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit März 2010 gegen den Gründer und Verwaltungsratschef der Securvita BKK, Thomas Martens, Vorstand Ellis Huber und vier weitere Personen. Vorausgegangen waren Strafanzeigen des Bundesversicherungsamts - der Aufsichtsbehörde der Krankenkassen - und einer Privatperson gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Untreue in einem besonders schweren Fall.

Am Donnerstag hatte Oberstaatsanwalt Möllers erklärt: "Es besteht der Anfangsverdacht, dass Verträge bezüglich eines Neubaus auf dem damals unbebauten Grundstück am Lübeckertordamm 1-3 unter Verletzung von Vermögensbetreuungspflichten geschlossen worden sind." Der Mietvertrag für die Räume der Krankenkassenzentrale in St. Georg ist einer der zentralen Bestandteile des Ermittlungsverfahrens. Die Securvita BKK soll von einer Gesellschaft Büroräume weit über ihren Bedarf angemietet haben, an der Gründer Martens beteiligt gewesen sein soll. Er soll davon profitiert haben.