Eine Würdigung von Thomas Andre

"Spiegel Online" blickt, und das ist völlig richtig, schon mal voraus und prophezeit bereits eine rasche Wiedervereinigung der Popband R.E.M. Wiedervereinigung? Die haben sich doch jetzt erst aufgelöst? Na und! Wir kennen doch das Geschäft. Die werden sich irgendwann wieder zusammentun und dann noch größer, wichtiger, schöner, besser sein als vorher. So ist das ja immer. Die nachvollziehbare Prognose verleitet die Kollegen zu einem Hinweis an die FDP: Macht's doch einfach genauso! Dann klappt's auch wieder mit den fünf Prozent!

Wobei gesagt werden muss, dass die popmusikalische Dreibuchstabenpartei R.E.M. nie Probleme mit dem Zutritt zum Kreis der Mächtigen hatte. In den 31 Jahren ihres Bestehens machten Michael Stipe und Genossen immerhin zwei Jahrzehnte lang mächtig einen auf dicke Hose. Früher, in den Achtzigern, waren sie auch mal wild; danach fabrizierten sie gediegenen Formatradio-Pop, selbst wenn Stipe manchmal wie ein Kastrat sang.

Die spätere R.E.M. verhält sich zu der frühen ein bisschen so wie die SPD zu den Jusos. Irgendwann gehört man halt zum Establishment. Aber da gibt es auch solche und solche.

Dass die Lieder von R.E.M. in erster Linie prima Musik für Sozialpädagoginnen und Bautechniker sind, spricht gegen keinen der Genannten. "Nightswimming" ist ein ganz großer Song. Lieber Michael Stipe, lieber Peter Buck, lieber Mike Mills: Auf bald.