Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Der Vorgang ist hochgradig ungewöhnlich: Die ARD-Tochter Degeto, die für den Senderverbund die Produktion von TV-Stoffen in Auftrag gibt, aber auch fertige Filme einkauft, hat 2010 und 2011 ihr "Engagement ... intensiviert", wie es etwas verdruckst in einer Pressemitteilung heißt. Im Klartext: Die Degeto hat in beiden Jahren so viel Geld ausgegeben, dass ihr finanzieller Spielraum bis 2014 sehr eingeschränkt sein wird. Das ist insbesondere für viele deutsche Produktionsfirmen misslich, die auf Aufträge der Degeto angewiesen sind.

Für die seltsame Auftragspolitik der Firma ist deren umstrittener kaufmännischer Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan verantwortlich. Unter seiner Ägide entwickelte sich die Degeto zum Produzenten von Kitsch-Formaten wie "Traumhotel" und "Sommerlicht". Jurgan wurde im Mai die ehemalige BR-Fernsehspielchefin Bettina Reitz zur Seite gestellt. Sie soll das Niveau der Degeto-Produktionen heben. Ohne Geld wird das schwierig. Die ARD untersucht nun den Fall. Noch ist vieles unklar, aber Jurgan wäre nicht der erste Manager des Senderverbundes, der mangels ausreichender Kontrolle mit Gebührengeldern recht freigebig umgeht.