Hamburg. Die Geschichte ist so rührend wie gelogen - und jetzt ist sie auch in Hamburg angekommen. Ein siebenjähriger, krebskranker Junge in einem Spital in Österreich wünsche sich, mit dem längsten Kettenbrief der Welt ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen. Viele Hamburger, teils namhafte Unternehmen, reagierten und schickten den Aufruf an jeweils zehn Adressen weiter. Die Adressaten übermittelten sie, wie gewünscht, dem Landesklinikum Donauregion Tulln. Dieses nervt das extrem. Denn dort hat es den krebskranken Jungen nie gegeben.

Die Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Schackow erhielt den Kettenbrief ebenfalls und leitete ihn weiter. Nachdem sich Hinweise von Klienten und Bekannten verdichteten, dass es sich um eine Fälschung handeln könne, forschte das Unternehmen nach. Und stieß auf einen Zeitungsbericht der "Mainpost", die bereits im Juli 2010 von der dreisten Aktion berichtete. Doch tatsächlich kursieren die dubiosen Kettenbriefe schon seit zehn Jahren. "In den letzten 24 Monaten ist es wieder besonders schlimm geworden", sagt Edeltraut Berndl aus dem Direktionssekretariat des Spitals. Täglich kämen bis zu 50 Briefe an, die meisten aus Deutschland, aber auch aus Tschechien, Rumänien und Ungarn.

Trotz polizeilicher Ermittlungen ist der Urheber der Aktion noch immer unbekannt. Die Guinnessbuch-Redaktion beschloss übrigens, Kettenbriefe nicht mehr zu akzeptieren.