"Stonehenge" in Hessen - ein Heiligtum auf einem Berg. Die Spätsommersonne taucht das Plateau mit dem aus großen Felssteinen gebauten Gipfelkreuz in weiches, fließendes Licht. Durch einen steinernen Rundbogen betritt man die Himmelskirche und steht still am leuchtenden Ort, dem Himmel so nah. "In deinem Licht sehen wir das Licht ...", sagt der 36. Psalm.

Der "Himmelsfels" hieß früher "Galgenberg" und sprach mehr vom Tod als vom Leben. Das Plateau war ein Steinbruch, eine 40 Meter tiefe Grube, verwundete Natur. Verantwortlich dafür war ein Familienunternehmen, das Spangenberger Hochöfen Kalkwerk, das bis 1962 hier Kalkstein brach. Ein Sohn dieser Familie hatte das Loch im Galgenberg, die Wunde, die seine Väter in die Natur gerissen hatten, nicht mehr ausgehalten. Eines Tages begann er, ganz allein mit einem kleinen Bagger, Bauschutt in die Grube zu fahren. Er war erfüllt von einer Vision: Geheilte Natur sollte werden und blühendes Leben wachsen aus den Brüchen der Vergangenheit. So hat er das Loch auch nicht schnell zugeschüttet, sondern systematisch und über Jahrzehnte von unten ausgefüllt und für festen Boden unter den Füßen gesorgt. Für die Nachbarn war Walter Pfetzing nur ein Störenfried mit Bagger, ein christlicher Narr mit einer verrückten Idee.

Aber nach mehr als 30 Jahren hat er, kurz vor seinem plötzlichen Tod, das Gipfelkreuz auf den Himmelsfels gestellt. Die Vision lebte weiter. Seine Frau hat dem Zeitgeist getrotzt und den Berg, nun sieben Hektar Bauland, nicht verkauft, sondern verschenkt an Pfarrer Johannes Weth aus dem Rheinischen. Der hat seine amtskirchlichen Sicherheiten hinter sich gelassen und mit Gleichgesinnten auf dem Himmelsfels jede Menge gemeinschaftliches, kreatives Leben wachsen lassen: Feriencamps, Gospelevents, Feste, Gottesdienste, Gemeinschaft mit Migranten und internationalen Gästen ... Und alles ohne Macht und Geld. In bunten Bauwagen wohnen die Gäste. Sie alle sind Teil eines lebendigen Traums - von Heilung, von Wunden, die sich schließen lassen mit Geduld und Glauben, und von Wüsten, die wieder blühen.

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