Kritik an Konzept für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen

Hamburg. Erste Überlegungen von Schulsenator Ties Rabe (SPD) zu einem neuen Finanzierungssystem für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben eine lebhafte Debatte ausgelöst. "Ich begrüße es, dass Schulen eine auskömmliche Basisausstattung an Sonder- und Sozialpädagogen bekommen sollen", sagte die GAL-Schulexpertin Stefanie von Berg. Rabe begehe aber einen Fehler, wenn er über Inklusion - Einschluss - der Kinder mit Förderbedarf an den allgemeinbildenden Schulen nur in Bezug auf finanzielle Ressourcen denkt. "Mit der Inklusion muss eine grundlegende Änderung des Unterrichts einhergehen, hin zu mehr Individualisierung", sagte die GAL-Abgeordnete.

Laut Uno-Konvention und dem Hamburger Schulgesetz haben Sonder- und Förderschüler einen Rechtsanspruch auf den Besuch einer Regelschule. Diese Option hat zu einem Ansturm auf die Klassen 1, 2, 5 und 6 geführt, die bislang für die jetzt Inklusion genannte Integration geöffnet sind. Der Anteil der Schüler mit Förderbedarf vor allem in den Bereichen Lernen, Sprache, soziale und emotionale Entwicklung (LSE) hat sich an den Regelschulen gegenüber 2009 versechsfacht.

Rabe hatte ein neues Fördersystem für die Inklusion der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf angekündigt, das sich an den Vorschlägen der Wissenschaftler Prof. Klaus Klemm und Prof. Ulf Preuss-Lausitz orientiert. Danach soll eine pauschale Quote von 4,6 Prozent als Anteil der Kinder mit Förderbedarf pro Jahrgang festgelegt werden. Für jedes Förderkind sollen drei zusätzliche Unterrichtsstunden pro Woche bereitgestellt werden. Rabe will allerdings das soziale Umfeld einer Schule bei der Zuweisung von Fördergeld berücksichtigen.

Trotzdem wirft die FDP-Schulexpertin Anna von Treuenfels Rabe vor, seine Überlegung bedeute eine "möglichst simple Einheitsförderung". Eine pauschale an die Stelle individueller Förderung zu setzen entspreche "klassischen SPD-Irrtümern". Die FDP-Politikerin: "Gleiche Förderung ist nicht automatisch gerechte Förderung."

Der SPD-Schulpolitiker Lars Holster weist diesen Vorwurf zurück. "Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf erhalten weiterhin einen individuellen Förderplan", sagte Holster, der Rabes Ideen unterstützt.