Schon während seiner Zeit am Wiener Burgtheater soll Theater-Titan Claus Peymann, der ansonsten ja keinen Gott neben sich duldet, eine Schwäche für ähnlich Unfehlbare gehabt haben. Als der damalige Papst im Papamobil die Burg passierte, winkte Peymann von seinem Balkon aus dem Besucher zu, um danach wahrheitsgetreu sagen zu können, der Pontifex habe ordnungsgemäß zurückgegrüßt.

Diese Anekdote - so schön, dass sie nur wahr sein kann - hat nun eine Fortsetzung erhalten, die in Berlin spielt. Zwei Wochen bevor der aktuelle Papst dort anreist, hat ihm Seine Peymannenz, inzwischen genialer Chef des weltbesten Berliner Ensembles, ein bescheidenes Willkommensbriefchen geschrieben. "Eure Heiligkeit!" beginnt es, auf Augenhöhe also. Es gäbe da im Spielplan dieses Meisterwerk "Der Stellvertreter", geschrieben von Peymanns liebstem Feind Rolf Hochhuth. Ganz arg politisch, doll kirchenkritisch, wie Milliarden Peymann- und Hochhuth-Bewunderer in aller Welt seit Jahrzehnten wissen.

Und obwohl Peymann klug einräumt, dass der Papst wohl nicht wie der übliche Pauschaltourist am Nachmittag des 22. September über die Abendgestaltung nachdenken wird - das wollte er mal loswerden, "mit respektvollen Grüßen". Aber wohl nur, weil der Papst sich das "kollegial" erst noch verdienen muss.