Offenbar eskalierte ein Streit im Alkoholrausch. Plötzlich hielt Miklis A. seinem Sohn ein Messer an die Kehle. Der 35 Jahre alte Mann ist polizeibekannt.

Hamburg. Die Zeugin, gebürtige Rumänin, erinnert sich gut, wenn auch radebrechend, an das, was am 7. Mai in der Wohnung am Billstieg geschah - ganz im Gegensatz zum mutmaßlichen Täter, der von alldem nichts mehr wissen will. Erst uferte ein Familienstreit aus, und plötzlich hielt Miklis A. seinem Sohn ein Messer an die Kehle. "Marian war ganz gelb im Gesicht", sagt die Zeugin vor Gericht. Viel hätte wohl nicht gefehlt, und der 19-Jährige hätte die Attacke nicht überlebt.

35 Straftaten listet das Bundeszentralregister für Miklis A. auf. Von frühester Jugend an geriet er mit dem Gesetz in Konflikt. Weil er stahl, schwarz mit der Bahn fuhr und mit kleinen Mengen Marihuana dealte. Es waren die zahlreichen Vergehen eines Kleinganoven, doch nun legt ihm die Staatsanwaltschaft erstmals ein Verbrechen zur Last. Sie hat den 35-Jährigen wegen versuchten Totschlags angeklagt.

Offenbar eskalierte ein Streit im Alkoholrausch. Die Zeugin habe die Familie an jenem Abend besucht, sie hätten im Wohnzimmer gesessen und fröhlich gefeiert - bis Miklis A. gegen 23 Uhr von einem Fest zurückkam, sagt die Zeugin. "Total betrunken" und "sehr aggressiv" sei der 35-Jährige gewesen. Als er seine Ehefrau anpöbelte, ergriff gleich sein Sohn Marian Partei für die Mutter. "Er schrie: Papa, du bist betrunken. Bleib ruhig!" Miklis A. brüllte zurück: "Halt den Mund, oder ich bring dich um." Miklis A. sei in die Küche gegangen und mit einem Küchenmesser ins Wohnzimmer zurückgekehrt. Gleich habe er es seinem Sohn, der arglos auf einem Stuhl saß, an die Kehle gehalten. Doch der reagierte instinktiv richtig: "Marian ließ sich sofort zurückfallen, und wir haben Miklis von ihm fortgezogen", sagt die Zeugin. Der 19-Jährige kam mit einer drei Zentimeter langen, blutenden Schnittverletzung davon.

Gestern schwieg Miklis A., der sich in psychiatrischer Behandlung befindet, zu den Vorwürfen. Sein Verteidiger kündigte indes an, sein Mandant werde sich zur Sache äußern. Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil nicht vor dem 27. September erwartet.