Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Leichtathletik ist die Sportart des Laufens, Springens, Werfens. Zumindest von einer Teildisziplin haben sich die deutschen Athleten aus der Weltspitze verabschiedet: dem Laufen, ausgerechnet der attraktivsten Darbietung. Einen Weg zurück scheint es in den nächsten Jahren kaum zu geben. Zum einen fehlen dem Nachwuchs hierzulande Vorbilder wie einst die Olympiasieger Armin Hary (1960 über 100 Meter), Annegret Richter (1976/100 Meter) oder Dieter Baumann (1992/5000 Meter), zum anderen sind gerade auf den kürzeren Strecken die Zweifel über die Lauterkeit mancher Erfolge nicht ausgeräumt. Da wäre es wenig sinnvoll, auf diesen Distanzen in Konkurrenz zu Amerikanern und Afrikanern treten zu wollen. In Europa, das hat der Sieg der zurzeit verletzten Verena Sailer bei der EM 2010 in Barcelona gezeigt, können die Deutschen weiter gut mithalten.

Dass deutsche Sportler ausgerechnet in den ehemals dopingverseuchten Wurfdisziplinen bei der WM in Daegu reüssierten, macht sie nicht zwangsläufig verdächtig. Die Siegesweiten liegen inzwischen im Bereich körperlicher Leistungsfähigkeit. Die Stärke in den komplizierten technischen Übungen, die Know-how aus verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen verlangen, spiegelt vielmehr die Struktur der Wirtschaftsmacht Deutschland wider. Im hochkomplexen Anlagen- und Maschinenbau sind deutsche Unternehmen weltweit Marktführer. Da darf es dann auch als weiteres Gütesiegel Made in Germany gewertet werden, wenn sich deutsche Werfer mit Gold und Silber dekorieren lassen.