Gute Zahlen: Es ist der höchste Stand bei den offenen Stellen in Hamburg seit 30 Monaten. Die Arbeitslosigkeit in der Hansestadt sinkt deutlich.

Hamburg. Schon seit Anfang des Jahres sucht der Hamburger IT-Dienstleister Datagroup nach neuen Fachleuten. Das Unternehmen, das mit 200 Beschäftigten seinen Kunden IT-Services anbietet, will seine Belegschaft deutlich ausweiten. "Fachinformatiker, technische Assistenten oder auch Quereinsteiger mit IT-Kenntnissen würden wir sofort einstellen, weil wir auch künftig weiter wachsen wollen", sagt die Personalleiterin von Datagroup, Diana Wegner, dem Abendblatt. Gefunden hat Wegner die Fachleute bisher aber nicht.

Auch beim Hamburger Maschinenbaukonzern Körber ist derzeit Fachpersonal gefragt. Das Unternehmen profitiert zwar bei Bewerbungen von seiner Stellung als Marktführer bei Tabak-, Papier-, Werkzeug- und Verpackungsmaschinen. Doch auch hier sind derzeit allein für Hamburg 14 Stellen, vor allem für Ingenieure, noch nicht besetzt.

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Die Unternehmen sind nur zwei Beispiele für viele in Hamburg . Auch im Bau einschließlich der Gebäudetechnik und der Logistik sind mehr als 1000, im Tourismus und bei den Verkäufern gleich mehrere Hundert offene Stellen bei der Arbeitsagentur in der Hansestadt gemeldet. Mit insgesamt 16 033 Jobs werden damit so viele angeboten wie seit Februar 2009, also seit insgesamt 30 Monaten, nicht mehr. Mit 8600 Arbeitsplätzen stellen dabei allein die Zeitarbeitsfirmen mehr als die Hälfte der zu besetzenden Stellen.

"Die sich etwas abschwächende Konjunktur wirkt sich in Hamburg bisher nicht auf den Arbeitsmarkt aus", sagte gestern der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Sönke Fock. Die Folge: Im Gegensatz zum Bundesgebiet, wo die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Juli insgesamt leicht zunahm, ging in Hamburg die Zahl der Menschen ohne Job im August zurück.

Betroffen von Arbeitslosigkeit sind noch 73 466 Personen, das sind 1079 weniger als im Juli und 1658 weniger als im August 2010. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Juli von 8,0 auf noch 7,9 Prozent. Bereits seit Anfang 2010 liegt die Zahl der Beschäftigten im Hamburg stets höher als im Vorjahr. Im Juni - aktuellere Werte liegen bei den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen nicht vor - gab es erneut ein Plus von 1,7 Prozent auf 834 100.

Die positive Entwicklung ist für den Monat August eher ungewöhnlich. So setzt die saisonale Belebung im Regelfall später ein. Doch die Unternehmen haben sich in diesem Jahr früher als sonst qualifiziertes Personal gesichert, hat die Agentur ermittelt. Allein 910 Jugendliche, die gerade ihre Ausbildung beendet hatten, wurden bereits wieder in neue Stellen vermittelt. "Solche Einstellungen beginnen sonst erst im September", sagte Fock. Insgesamt konnte die Agentur mehr als 4000 Menschen mehr in neue Jobs bringen als im vergangenen Monat.

Selbst für Langzeitarbeitslose und ältere Bewerber sowie Behinderte sieht Fock für die Zukunft bessere Chancen, einen Job zu finden. "Die Firmen versuchen sich die noch vorhandenen Potenziale zu erschließen und sind auch bereit, diese Menschen zunächst für ihre neuen Aufgaben auszubilden", sagte der Agenturchef.

Allerdings ist in Hamburg im Monatsvergleich nur die Zahl der älteren Arbeitslosen ab 50 Jahren gesunken. Dagegen gibt es immer noch mehr Schwerbehinderte und Langzeitarbeitslose, die nicht vermittelt werden können. Dass die Arbeitsagenturen für diese Gruppen weniger Fördermittel bereitstellen, kritisierte gestern Hamburgs DGB-Vorsitzender Uwe Grund scharf. "Der Kahlschlag bei der Arbeitsmarktpolitik muss sofort beendet werden", sagte er.

Klar ist hingegen: Allein für die Ein-Euro-Jobs werden die Mittel nach 62,7 Millionen Euro 2010 auf 37 Millionen Euro in diesem und 23 Millionen Euro im kommenden Jahr sinken. Die Zahl dieser Jobs wird von durchschnittlich 9000 im vergangenen Jahr, über gut 6000 in diesem auf noch rund 4000 im kommenden Jahr zurückgehen. Hintergrund: Die Arbeitsagentur geht inzwischen nicht mehr davon aus, dass durch solche Tätigkeiten die Chancen für die Betroffenen am Arbeitsmarkt deutlich steigen. "Wir wollen auch diese Menschen auf neue Arbeitsplätze in den Firmen bringen und nicht in diesen Maßnahmen verstecken", sagte Fock.

Für die nächsten Monate rechnet der Arbeitsagentur-Chef mit weiter sinkenden Arbeitslosenzahlen in Hamburg. Der vorgezogene Rückgang der Arbeitslosigkeit im August könnte aber dazu führen, dass im September ein weiterer Schub ausbleibt und so die Schwelle von 70 000 Betroffenen in der Stadt noch nicht unterschritten wird. "Kommt aber die saisonale Belebung im Oktober", ist Fock sicher, "wird dies in jedem Fall zu schaffen sein."