Michaela Eißner hat die Patenschaft für Maddox übernommen. 3500 Hamburger engagieren sich in mehr als 40 Projekten für Kinder.

Hamburg. Zu Hause in der Wohnung an der Alsterdorfer Straße - die Bewohner nennen es ihre Villa Kunterbunt - hat der zweijährige Maddox vier Geschwister im Alter zwischen neun und 17 Jahren, zwei von ihnen brauchen besonders intensive Betreuung. Seine Mutter Nicole Lübbe ist alleinerziehend. Ganz für sich hat er sie nur selten. Wenn Maddox aber mit Michaela Eißner unterwegs ist, bekommt er von Ela, wie er sie nennt, die volle Aufmerksamkeit, er muss sie mit niemandem teilen. Michaela Eißner schenkt ihm einfach nur Zeit. Und das ist im Leben des kleinen Jungen etwas ganz Besonderes.

Michaela Eißner ist Maddox' Patin. Das Projekt "mitKids" der Ehlerding-Stiftung vermittelt kleine Hamburger im Alter zwischen zwei und neun Jahren, die aus schwierigen familiären Situationen kommen und besondere Zuwendung brauchen. Seit dem Projektstart vor vier Jahren wurden schon mehr als 180 erfolgreiche Patenschaften begleitet. Zurzeit gibt es 70 aktive Patenschaften. Ziel ist es, dass diese Paten ihre Kinder bis ins Erwachsenenalter, vielleicht auch ein Leben lang, begleiten.

In Hamburg haben sich in den vergangenen Jahren etliche Mentoren- und Patenprojekte etabliert. Inzwischen gibt es mehr als 40 Projekte mit 3500 ehrenamtlichen Mentoren, die Kindern und Jugendlichen Unterstützung in der persönlichen und schulischen Entwicklung geben. "Die Projekte zeichnen sich durch eine enorme Vielfalt aus", sagt Marion Wartumjan von der Servicestelle für Paten- und Mentorenprojekte in Hamburg. Die Projekte seien so bunt wie die Paten und Patenkinder selbst.

Mal geht es um die Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen, mal um den Übergang von der Schule in die Ausbildung oder um Zuwendung und Wärme für kranke und behinderte Kinder. Neben vielen Migranten nutzen auch Alleinerziehende die Patenschaften. Immerhin wächst jedes 6. Kind in einer Alleinerziehendenfamilie auf.

Das Projekt Big Brothers Big Sisters konnte mehr als 100 Kindern in Hamburg bereits einen Mentor zu Seite stellen, 80 von ihnen kommen aus alleinerziehenden Familien. Die ehrenamtlichen Mentoren üben alle möglichen Berufe aus: Informatiker und Techniker, Sekretärinnen, Standesbeamte oder Studenten. Oder kaufmännische Angestellte wie Michaela Eißner.

Ein typischer Maddox-Tag sieht bei ihr so aus: Michaela Eißner holt den Kleinen ab und geht mit ihm in den Stadtpark zum Spielen. Sie rutschen zusammen, schaukeln, spielen Fangen und machen ein Picknick. Sachen, zu denen seine Mutter Nicole Lübbe gar nicht die Zeit hat. "Ich mag Kinder so gern", sagt Frau Eißner. Die 43-Jährige aus Lokstedt hätte gern eigene gehabt, aber es hat eben nicht geklappt. Seit Mai 2010 kennt sie den kleinen Maddox. Die Chemie zwischen den beiden hat sofort gestimmt. "Es gibt keine Väter, keine Großeltern oder Verwandte", sagt Nicole Lübbe. "Den Kindern fehlt etwas, wenn sie nur mit mir zusammen sind. Es ist wichtig, dass sie auch andere Eindrücke bekommen." Deshalb sei sie sehr glücklich, dass Maddox und auch ihre neunjährige Tochter Romina jeweils einen Paten haben. Patin Michaela Eißner gibt dabei zu bedenken: "Das ist etwas, das man sich natürlich ganz genau überlegen muss. Denn eine menschliche Beziehung kann man nicht einfach abgeben, wenn man keine Lust mehr hat oder ein Hobby hinzukommt."

Wenn Maddox größer ist und lieber Fußball statt Fangen spielen will, wird Michaela Eißners Mann Joachim diesen Part sehr gern übernehmen. "Die Patenschaft ist schon mein Ding, aber mein Mann trägt es mit." Und Maddox hat noch einen Grund mehr zur Freude.