Wer in diesen Tagen noch alle Bäume im Garten und einen trockenen Keller hat, ein unversehrtes Auto sein Eigen nennen kann, weder auf Helgoland noch in New York zu Hause ist, der kann sich wirklich glücklich schätzen. Denn ansonsten gilt: Land unter!

Der Hamburger Fernsehturm, unser aller Telemichel, bekommt neue Mieter. Und zwar das ,Islamische Zentrum in Hamburg'! Denn: "Hamburg hat ein Herz für Muslime", sagt Herr Sarrazin. Diesmal aber Herr Manuel Sarrazin von den Hamburger Grünen. Ist ja auch irgendwie naheliegend. Viele Muslime sahen in dem "Turm zu Hamburg" schon immer das weltweit höchste Minarett. Allerdings muss der zukünftige Muezzin sehr gut bei Stimme sein, damit seine Botschaften auch unten ankommen und Gehör finden. Der arabische Nachrichtensender al-Dschasira hat schon mal Interesse bekundet, den Turm als zentralen Sendemast für seinen Kanal Arabic-Europe zu nutzen.

Damit nicht genug: Das vom Einsturz bedrohte Congress Center (CCH oder auch Einstürzende Altbauten genannt) soll nach Angaben vom Islamischen Zentrum zur "gewaltigsten Moschee aller Zeiten" umgebaut werden. Der selbst ernannte Koch und "Fernseh-Bräter" Tim Mälzer ("Ich mach jetzt wohl ma' 'ne Bulette, die jeder kann"), hat sich vorsorglich schon einmal um die Gastronomie-Rechte beworben. Seine Begründung: "Also mit Schweinefleisch und koscherem Essen kenne ich mich bestens aus. Außerdem esse auch ich nachts am liebsten, und der Schlachthof ist gleich nebenan. Da haben sie es zum Schächten nicht so weit." - Ah ja, alles klar, Tim, dann schmeiß schon mal deine Kebab- und Döner-Drehorgel an. Guten Appetit. Harry Peter, Peter Harry Carstensen sieht als Nachbar der Metropole große wirtschaftliche Möglichkeiten: "Allein der Bedarf an Gebetsteppichen würde den Bodenbelagsstandort Elmshorn über Jahre sichern." Offensichtlich knüpft der wieder genesene Carstensen an die Auslegeware-Tradition von Kibek an. Wer sich in diesem Zusammenhang wundert, warum dieser Widerling Gaddafi nirgendwo aufzufinden ist, sollte sich fragen, warum sich der Bau der Elbphilharmonie mal wieder verzögert. Der Grund sind ausgerechnet die Fenster! Na, klingelt es bei Ihnen? Natürlich, der libysche Diktator hat längst, genau wie seinerzeit der Top-Terrorchef Osama Bin Laden, in der HafenCity Einzug gehalten. In den Untiefen dieser Baustelle findet sich doch keiner mehr zurecht! Das erklärt auch die Kostenexplosionen.

Und sonst so? Ach ja, ein ganz anderes Thema: Fußball in Hamburg. Unterschiedlicher kann es in der 1. und 2. Bundesliga gar nicht laufen. Nicht nur, dass der HSV vom DFB zu einer Geldstrafe in sechsstelliger Höhe wegen unterlassener Gegenwehr beim FC Bayern München-Spiel verurteilt wurde, nein, auch wenn es noch etwas früh ist, ein erneutes Aufeinandertreffen beider rivalisierender Hansestadt-Klubs wird immer wahrscheinlicher. Der HSV tut alles in seinen Kräften stehende dafür, dass es am Ende nur für den 15. Tabellenplatz der Ersten Liga reicht. Wenn es gut läuft. Der FC St. Pauli strebt seinerseits für den Abschluss der Zweitliga-Saison den 3. Tabellenplatz an. Das würde bedeuten: Beide Klubs treffen in der Relegation aufeinander. Nach heutigem Stand ist das Ergebnis klar: Viva St. Pauli!

Na bitte, geht doch.

Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag.