Für das mittlerweile gestoppte Marketing-Projekt “Hamburg-WG“ ist mehr als die Hälfte des städtischen Budgets bereits ausgegeben.

Hamburg. Für das mittlerweile gestoppte Marketing-Projekt "Hamburg-WG" ist mehr als die Hälfte des städtischen Budgets von 279.000 Euro bereits ausgegeben. Exakt 147 370,86 Euro habe die Hamburg Marketing GmbH bislang an die Agentur Revolutions Advertising GmbH überwiesen, die das Projekt durchführt. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Norbert Hackbusch (Linkspartei) hervor. Derzeit werde geprüft, ob Revolutions weitere Kosten geltend machen könne. Die nächste Abrechnung werde turnusgemäß am 31. August vorgelegt.

In der luxuriösen WG an der Reeperbahn sollten vier junge Nicht-Hamburger vom Oktober an ein Jahr mietfrei wohnen dürfen. Drei von ihnen sollten für die Zeit einen bezahlten Job bei einem der Partnerunternehmen bekommen, die zusammen weitere 255 000 Euro in das Projekt stecken wollten. Die Bewohner sollten von den Firmen und per "Gewinnspiel" im Internet ausgesucht werden. Als Gegenleistung wurde von ihnen erwartet, dass sie in Internet-Netzwerken wie Facebook und Twitter über ihre Erfahrungen in Hamburg berichten. Nach Kritik aus fast allen Parteien und des Steuerzahlerbunds hatte die Marketing GmbH das Projekt vorige Woche gestoppt.

Linkspartei und Grüne fordern nun eine Diskussion darüber, wie "derart fragwürdige und kostspielige Projekte", so Hackbusch, künftig verhindert werden können. Er beklagt, dass keine vertragliche Ausstiegsklausel vereinbart worden sei, und sieht ein Grundübel darin, dass die Marketing GmbH eine Gesellschaft privaten Rechts ist, die nicht der parlamentarischen Kontrolle unterliegt. "Das war ein teurer Spaß auf Kosten der Steuerzahler", sagte GAL-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) müsse sich "der Verantwortung für diesen Marketing-Flop stellen".