Seit Mitte der 90er-Jahre bestimmt Klaus Ebert die Geschicke des Presseclubs, der heute auf dem Süllberg die “Nacht der Medien“ feiert.
Hamburg. Irgendwann Ende der 80er-Jahre, Klaus Ebert war noch nicht lange Hamburger RTL-Korrespondent, ereilte ihn die Nachricht, dass der damalige Innensenator Alfons Pawelczyk eine wichtige Pressekonferenz geben würde. Der Journalist versuchte ein Kamerateam zu organisieren, was aber etwas dauerte. Als er im Rathaus ankam, war die Pressekonferenz gerade vorbei. Ebert bat den Senator, ihm ein Interview zu geben, doch der lehnte ab. Da zückte der RTL-Mann seinen Presseausweis, wedelte damit vor Pawelczyks Nase herum und rief: "Schauen Sie, ich habe heute Geburtstag. Schenken Sie mir das Interview." Der verdutzte Senator erfüllte ihm den Wunsch.
Der Erfolg der Aktion war nachhaltig. Als er ein anderes Mal verspätet zu einer Pressekonferenz des Bürgermeisters erschien, bekam er ebenfalls ein Interview. Aber nicht nur das: "Der Kleine vom Indianersender", wie die Kollegen den 1,68 Meter großen Ebert damals nannten, machte sich so auch einen Namen. Seine Kontakte pflegte der junge Journalist sorgfältig. Heute ist Ebert 58 Jahre alt und gilt als einer der besten Netzwerker der Hamburger Medienszene. An ihm kommt man in der Branche kaum vorbei. Ihm gehört das Beratungsunternehmen KE Media. Und - noch wichtiger - er ist seit 1999 Vorsitzender des Hamburger Presseclubs.
An der Wiege ist ihm eine solche Karriere nicht gesungen worden. Ebert, der im niedersächsischen Salzhausen geboren wird, kommt aus eher einfachen Verhältnissen. Früh schon muss er für die Familie Geld verdienen. Die Mutter möchte, dass er Kellner wird. Doch als Ebert erfährt, dass er sein Trinkgeld mit den Kollegen teilen muss, entscheidet er sich gegen den Beruf. Stattdessen tritt er mit 17 Jahren eine Lehre als Fotograf an. Später verdingt er sich als freier Fotoreporter.
Und weil seine Abnehmer auch Texte von ihm verlangen, absolviert er ein Volontariat bei der "Lüneburger Landeszeitung". Als freier Journalist kommt Ebert Mitte der 80er-Jahre nach Hamburg. Nach einer kurzen Station bei der "Hörzu" wechselt er zu RTL. Dort arbeitet er sich bis zum Bereichsleiter für alle Regionalprogramme des Senders hoch. Nebenher baut er von 2003 bis 2004 die RTL-Tochter Televizija in Kroatien auf. 2007 wird Ebert Geschäftsführer von Axel Springer Digital TV und später Programmdirektor Bewegtbild von Bild.de. Vor gut einem Jahr hat er sich mit KE Media selbstständig gemacht.
Sein beachtlicher beruflicher Aufstieg hat Eberts ohnehin nicht schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein noch mehr gestärkt. Bereits Mitte der 90er-Jahre gelang ihm zusammen mit Gleichgesinnten - unter ihnen die heutigen Chefredakteure Thomas Osterkorn ("Stern") und Cassian von Salomon ("Spiegel TV") sowie der Medienunternehmer Frank Otto - ein beachtlicher Coup. In einer Kampfabstimmung setzte sich die Truppe gegen den alten Vorstand des Hamburger Presseclubs durch. Seither bestimmt Ebert dessen Geschicke.
Der machtbewusste Fernsehmann modelte den Journalistenverein, zunächst als Vorstandsmitglied, später als Vorsitzender, um. Zu den internen Gesprächsrunden des Klubs kommen nun auch Persönlichkeiten mit überregionaler Bedeutung wie Angela Merkel, Gerhard Schröder oder auch Harald Schmidt. Und mit der "Nacht der Medien" auf dem Süllberg, die es seit 2004 gibt und die heute zum achten Mal stattfindet, hat der Verein eine glanzvolle Abendveranstaltung. Die Zahl seiner Mitglieder stieg von gut 300 (1994) auf heute etwa 1100.
Ebert ist aber nicht nur Impresario des Presseclubs, den er zur Kontaktbörse für Medienschaffende jeglicher Couleur gemacht hat. Der Strippenzieher ist auch Lobbyist seiner Branche. Hamburg sei gleich in dreifachem Sinne Hafenstadt, sagt er. "Wir sind ein Seehafen, ein Flughafen und ein Medienhafen." Während sich die Stadt um Hafenwirtschaft und Luftfahrt rührend kümmere, würden die Medien vernachlässigt.
Auch mit dem Presseclub will Ebert gegensteuern. Für Studierende des in Bedrängnis geratenen Journalismusstudiengangs der Hamburg Media School (HMS) vergibt der Verein schon seit Jahren zwei Stipendien. In der HMS hat der Klub seit geraumer Zeit sein Büro.
Zu den neuesten Projekten des Presseclub-Chefs gehört der Plan, die "Nacht der Medien" künftig in Kooperation mit dem Amt für Medien und der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein mit einer neuen Messe für Aus- und Weiterbildung für Medienschaffende sowie dem Fachkongress Hamburger Dialog zu verbinden. 2012, hofft er, könnte es schon so weit sein.