Eine Glosse von Thomas Andre

Erst vergangene Woche verschreckte das Internet-Kaufhaus Amazon die Verlage ein wenig mit seiner Ankündigung, künftig selbst Bücher zu verlegen. Für Autoren könnte das ja sehr interessant sein, Stichwort: große Verbreitung. Gerade in Amerika werden die Autoren ohnehin von Amazon rundumversorgt und in beinah jederlei Beziehung verarztet. Sie können auf einem eigenen Amazon-Kanal Videos lancieren, sie können Fotos online stellen, und sie dürfen sogar bloggen. (Auf amazon.de müssen sie sich noch mit Wasserglas, Tisch und Buch begnügen: Sie lesen, auf Video festgehalten, ein Kapitel ihres Meisterwerks.) Am dollsten ist aber, dass sich Amazon für die Autoren auf die Fährte der Leser begibt: Das virtuelle Kaufhaus schlüsselt genau auf, wo wie viele Bücher verkauft worden sind. Das ist ein Ding. Eine wichtige Handreiche für jeden ambitionierten Schreiber, der durchaus offen für die Wünsche des Publikums ist. Unbedingt auf Deutschland übertragen, das Konzept!

Kundenfreundliche Dichter könnten dann: den Helden des nächsten Romans eine Fahrt mit der Wuppertaler Schwebebahn machen lassen, weil das letzte Buch im Bergischen Land so gut ankam. Einen Roman ganz in Castrop-Rauxel spielen lassen. Überprüfen, ob die Verwandtschaft in Moers den Roman wie versprochen gekauft hat. Wie toll ist das denn!