Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Es geschieht nicht eben oft, dass Initiatoren von Medienpreisen, über deren Notwendigkeit man streiten kann, in ihren Pressemitteilungen die Bedeutung des eigenen Tuns exakt auf den Punkt bringen. Der NDR, der für den Deutschen Radiopreis die Trommel rührt, hat dies nun getan: "Ich höre immer Radio beim Abwasch und beim Autofahren", lässt er den "Radiofan" Cosma Shiva Hagen in seiner jüngsten Verlautbarung verkünden.

Schöner kann man es nicht sagen: Geschätzt 90 Prozent aller deutschen Hörfunksender taugen allenfalls dazu, bei nervtötenden Verrichtungen wie eben dem Abwasch den Horror Vacui zu bannen. Das Programm von Formatradios wie NDR 2, Radio Hamburg und R.S.H. geht zum linken Ohr rein und - glücklicherweise - zum rechten Ohr gleich wieder raus.

Besonders nervtötend sind die sogenannten Morningshows, in denen der Hörer von selbst ernannten Spaßvögeln angekreischt wird, um endgültig Morpheus Armen entrissen zu werden. Selbst für dieses Genre gibt es beim in Hamburg verliehenen Deutschen Radiopreis eine Auszeichnung.

Und warum das alles? Wegen des Medienstandortes Hamburg. Denn zu den Unterstützern des Deutschen Radiopreises zählt auch die Stadt. Andere Medienpreise wie der Ramses sind entweder abgewandert oder drohen wie die Lead Awards mit Abwanderung. Wenn es denn dem Medienstandort dient, darf auch der größte Schwachsinn prämiert werden.